Papst ruft zu Versöhnung im Nahen Osten auf

Jerusalem (dpa) - Papst Franziskus hat zum Abschluss seiner knapp dreitägige Nahost-Reise die Menschen der Region zu gegenseitiger Achtung und Versöhnung aufgerufen.

Foto: dpa

„Der Aufbau des Friedens erfordert vor allem die Achtung der Freiheit und der Würde eines jeden Menschen, von dem ja Juden, Christen und Muslime gleichermaßen glauben, dass er von Gott erschaffen und für das ewige Leben bestimmt ist“, sagte der Pontifex am Montag bei einem Treffen mit Israels betagtem Präsidenten Schimon Peres. Am Abend flog er nach Rom zurück.

Foto: dpa

Der 90-jährige Peres nahm bei dem Treffen eine Einladung des Papstes zu einem gemeinsamen Gebet mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas im Vatikan offiziell an. Wie der „Osservatore Romano“ berichtete, wollen sich Abbas und Peres bereits am 6. Juni im Vatikan treffen.

Foto: dpa

Am Morgen besuchte der Papst zunächst den Muslimen wie Juden heiligen Tempelberg. Anschließend betete er an der Klagemauer, wo er einen Zettel mit dem Vaterunser in seiner Muttersprache Spanisch zwischen die Quader steckte. Für Juden ist dies ein Ort, der ihren historischen Anspruch auf das Land repräsentiert.

Foto: dpa

Mit Genugtuung wurde in Israel registriert, dass Franziskus anschließend als erster Papst nicht nur einen Kranz am Grab Theodor Herzls, des Begründers des modernen Zionismus, niederlegte, sondern in einer Abänderung seines Programms auch das nahe gelegene Mahnmal für Terroropfer besuchte. Damit balancierte er eine ähnlich starke Geste vom Vortag aus, als er in Bethlehem an der israelischen Sperrmauer gebetet hatte.

Foto: dpa

Peres drückte bei einem Treffen in seiner Residenz die Hoffnung aus, dass der Besuch des Papstes die Chancen auf Frieden in Nahost und die Realisierung der Zweistaatenlösung erhöhen werde. „Einen jüdischen Staat - Israel. Und einen arabischen Staat - Palästina“, nannte der Staatschef als Ziel. Er hat jedoch nur repräsentative Funktionen und damit kaum Einfluss auf die Politik der siedlerfreundlichen Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Den empfing der Papst anschließend in einer Privataudienz.

Der Papst äußerte Dank und Bewunderung für Peres als „Mann des Friedens“. Zugleich warnte er vor einseitigen Schritten, die eine Friedenslösung erschweren könnten. „In diesem Zusammenhang bringe ich erneut den Wunsch zum Ausdruck, dass allerseits Initiativen und Taten vermieden werden, die dem erklärten Willen, zu einer wirklichen Übereinkunft zu gelangen, widersprechen“, sagte der Argentinier.

Ähnlich wie schon am Samstag auf der ersten Etappe seiner Reise in Jordanien forderte der Papst zum Widerstand gegen alles auf, was sich einem Nahost-Frieden und dem respektvollen Zusammenleben von Juden, Christen und Muslimen entgegenstellt, namentlich Gewalt und Terrorismus, jede Art der Diskriminierung und Antisemitismus. „Mit Entschiedenheit muss das alles verworfen werden“, sagte Franziskus. Gemeinsam pflanzten Papst und Staatschef im Garten des Präsidentensitzes einen Olivenbaum, ein Symbol des Friedens.

In Yad Vashem bezeichnete der Papst den Holocaust während des Zweiten Weltkrieges als „unermessliche Tragödie“. Er hob die Unfassbarkeit des von Deutschen und ihren Helfershelfern begangenen Massenmordes an Juden hervor. „Vielleicht konnte nicht einmal der Vater (Gott) sich einen solchen Fall, einen solchen Abgrund vorstellen“, sagte das Oberhaupt der Katholiken. „Wer bist du, o Mensch, wer bist du geworden? Zu welchem Gräuel bist du fähig gewesen? Was hat dich so tief fallen lassen?“, fragte Franziskus.

Kurz vor seiner Heimreise feierte der Papst dann noch eine Messe im Abendmahlssaal. „Hier, wo Jesus mit den Aposteln das Letzte Abendmahl einnahm; wo er, auferstanden, in ihrer Mitte erschien; wo der Heilige Geist mit Macht auf Maria und die Jünger herabkam. Hier ist die Kirche geboren“, sagte der Pontifex.