Obama besucht überraschend US-Truppen in Afghanistan
Washington (dpa) - US-Präsident Barack Obama hat sich bei einem überraschenden Afghanistan-Besuch bei seinen Truppen für deren „außergewöhnlichen“ Einsatz bedankt.
Zugleich äußerte er die Hoffnung, dass es nach der Wahl eines neuen afghanischen Präsidenten im Juni rasch zur Unterzeichnung eines Sicherheitsabkommens kommt. Es gelte, die über lange Jahre mit viel Opfern erzielten Fortschritte zu sichern, sagte Obama am Sonntag bei einem Besuch auf dem US-Stützpunkt Bagram.
Eine andauernde Militärpräsenz würde sicherstellen, „dass Afghanistan nie wieder Ausgangspunkt für eine Attacke gegen unser Land wird“, erklärte Obama. Nach der Unterzeichnung eines Sicherheitsabkommens könne man planen.
In Afghanistan sind zurzeit noch etwa 32 000 US-Soldaten stationiert. Obama ist bereit, nach Abschluss des Kampfeinsatzes Ende 2014 noch ein Restkontingent im Land zu belassen, das bei der Ausbildung der afghanischen Streitkräfte und beim Antiterrorkampf helfen soll. Afghanistans Präsident Hamid Karsai hatte sich aber geweigert, ein Sicherheitsabkommen für einen andauernden begrenzten Einsatz der Amerikaner zu unterzeichnen. Er will das seinem Nachfolger überlassen. Die Präsidentenwahl geht im Juni in die nächste Runde. Karsai konnte sich nicht ein weiteres Mal zur Wahl stellen.
Obama war in der Dunkelheit am Abend (Ortszeit) in Bagram gelandet. Er traf bei seinem nur knapp vierstündigen Besuch - dem ersten in Afghanistan seit zwei Jahren - keine afghanischen Politiker. „Ich bin mit einem einzigen Ziel hierhingekommen, mich für Ihren außergewöhnlichen Dienst zu bedanken“, sagte Obama vor jubelnden US-Soldaten. „Wir sind stolz auf Sie.“ Die Soldaten könnten sich auch nach ihrer Rückkehr auf die volle Unterstützung einer dankbaren Nation verlassen. Vor seinem Rückflug nach Washington besuchte Obama verletzte US-Soldaten in einem Krankenhaus auf dem Stützpunkt.
Das Weiße Haus wies Spekulationen zurück, nach denen Obama seine Truppen am Hindukusch besuchte, um Kritik an der staatlichen Veteranenfürsorge daheim zu begegnen. Seit Tagen schwelt in den USA ein Skandal um den Tod von Exsoldaten, die angeblich zu lange auf eine medizinische Behandlung warten mussten.
Der Truppenbesuch sei seit längerem geplant gewesen, sagte ein Vertreter des Weißen Hauses. Am Montag wird in den USA der Memorial Day begangen: Die Amerikaner gedenken der Männer und Frauen in Uniform, die im Dienst an der Nation ums Leben gekommen sind.