Entlassener Afghane nicht an Anschlag beteiligt
Kabul (dpa) - Ein des Mordes an Bundeswehr-Soldaten beschuldigter Afghane, den die afghanische Justiz wieder freigelassen hatte, ist nach Angaben aus deutschen Sicherheitskreisen nicht an der Tat beteiligt gewesen.
Der Mann trage zwar einen ähnlichen Namen wie einer der Verdächtigen, sei aber unschuldig, erfuhr die Nachrichtenagentur dpa am Freitag aus zuverlässiger Quelle. Bei einer Operation von Bundeswehr-Spezialkräften und afghanischen Einheiten sei der falsche Mann festgenommen worden. Er sei nach den vorliegenden Erkenntnissen unschuldig und zu Recht aus der Haft entlassen worden.
Die „Bild“-Zeitung hatte am Freitag unter Berufung auf das Kommando Spezialkräfte (KSK) in Calw berichtet, der Mann sei für den Taliban-Hinterhalt am Karfreitag 2010 im nordafghanischen Kundus verantwortlich gewesen. Dabei waren drei deutsche Soldaten getötet und mehrere verletzt worden. Die Zeitung berichtete, der Verdächtige sei angeblich wegen Mangels an Beweisen freigekommen.
Die Festnahme erfolgte demnach am 6. März 2011 im Distrikt Char Darah westlich von Kundus. Der Name des Mannes wurde mit Mohammed Naim angegeben. In einer KSK-Mitteilung heißt es: „Mohammed Naim steht im dringenden Verdacht, am 2. April 2010 auf Seiten der regierungsfeindlichen Kräfte an den Angriffen auf eine deutsche Isaf-Patrouille beteiligt gewesen zu sein“.
Aus deutschen Sicherheitskreisen hieß es nun, der Mann sei ein Taliban-Mitläufer. Er habe sich nach dem Anschlag am Tatort fotografieren lassen. Ein Bundeswehr-Sprecher wies am Abend in Berlin darauf hin, dass die Festnahme von afghanischen Sicherheitskräften vorgenommen worden sei. Nach Angaben der KSK war der mutmaßliche Taliban-Kämpfer zuvor von einheimischen Sicherheitskräften zusammen mit deutschen Spezialkräften, der sogenannten „Task Force 47“, aufgespürt worden.
Nach seiner Festnahme wurde der Mann an die Justizbehörden in der Hauptstadt Kabul überstellt. „Nach den vorliegenden Informationen hat Mohammed Naim seine Anwesenheit bei den Gefechten am 2. April 2010 eingeräumt, sich aber nicht weiter zu den Einzelheiten geäußert“, erklärte das KSK. „Mangels hinreichender Beweise für eine unmittelbare Tatbeteiligung“ soll er Anfang Juni 2011 freigelassen worden sein. Seitdem ist er nach „Bild“-Informationen untergetaucht.
Der Deutsche Bundeswehrverband erklärte nach dem Zeitungsbericht am Freitag, die Bundeswehr reagiere „mit Unverständnis und Wut“ auf die Freilassung. „Unsere Soldatinnen und Soldaten im Einsatz haben wenig Vertrauen in die afghanische Justiz. Sie sind sehr frustriert, weil sie befürchten, dass ein mutmaßlicher Mörder ihrer Kameraden nicht vor Gericht gestellt wurde und jetzt untertauchen konnte.“ Dies lasse auch Zweifel an der Sinnhaftigkeit des Einsatzes wachsen.