Drama im Südatlantik Erfolglose Suche nach verschollenem argentinischen U-Boot

Buenos Aires (dpa) - Die Chancen auf Rettung der 44 Besatzungsmitglieder des seit einer Woche verschollenen argentinischen U-Boots „ARA San Juan“ werden mit jeder Stunde geringer.

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Nach den Berechnungen von Marine-Experten verbleibt den Matrosen noch Sauerstoff bis spätestens Mittwoch, sollten sie noch an unbekannter Stelle unter Wasser auf Hilfe hoffen.

Im argentinischen U-Boot-Stützpunkt Mar del Plata warten unterdessen die Angehörigen der Besatzungsmitglieder weiterhin auf ein Lebenszeichen ihrer Söhne, Lebensgefährten oder Geschwister. Der Kapitän hatte am Mittwoch vergangener Woche eine Batterien-Panne gemeldet, die jedoch bewältigt wurde. Danach erhielt er Befehl, Kurs auf den Heimathafen Mar del Plata zu nehmen. Seitdem fehlt jegliches Zeichen des in Emden gebauten U-Boots der argentinischen Kriegsmarine.

„Wir unternehmen weiterhin alles nur Mögliche, um sie so schnell wie möglich zu finden“, sagte Staatschef Mauricio Macri.

Die Suche erbachte bisher nur Enttäuschungen. Am Samstag hieß es, es seien sieben Anrufversuche von einem Satellitentelefon empfangen worden, die möglicherweise vom U-Boot ausgingen. Wenig später wurde dies ausgeschlossen.

Am Montag registrierten zwei argentinische Kriegsschiffe auf der internationalen Suchaktion mit ihren Echolotgeräten ein auffälliges Geräusch im Meer, rund 430 Kilometer vor der patagonischen Küste. Ein P8-Seeaufklärungsflugzeug der US-Navy ließ das Geräusch mit spezieller Software auswerten. Neue Enttäuschung: es sei kein U-Boot-Geräusch, auch nicht von Schlägen gegen den U-Boot-Rumpf, wie sie in äußerster Not von der Besatzung abgegeben werden. Wahrscheinlich stemme das Geräusch von einem biologischen Verursacher. Im Südatlantik vor der patagonischen Küste sind von Mai bis November die paarenden Wale die größte Touristenattraktion.

Letzte Fehlermeldungen: Im Suchgebiet sei ein leeres Rettungsboot gesichtet und geborgen worden, das aber nicht zu dem U-Boot gehöre, erklärte Marinesprecher Enrique Balbi in Buenos Aires. Es könne wegen des stürmischen Wellengangs der vergangenen Tage von einem Schiff abgerissen worden sein.

Kurz danach seien von dem US-Suchflugzeug weiße Leuchtraketen über dem Südatlantik gesichtet worden. Die Leuchtraketen des U-Boots „ARA San Juan“ seien aber rot und grün, nicht weiß, sagte Balbi. Es werde aber nach dem Ursprung der Leuchtraketen weiter gesucht. Es sei jedoch kein Notruf eines anderen Schiffes in der Gegend verzeichnet worden, sagte der Marinesprecher.

Die Sauerstoffreserven an Bord der „ARA San Juan“ reichen für eine Woche aus, wenn es nicht auftauchen kann. Man wisse aber auch nicht, ob und bis wann das U-Boot über seinen Schnorchel die Luft an Bord erneuert hat. Die letzte Funkverbindung mit der „ARA San Juan“ gab es am Mittwoch vergangener Woche.

Im patagonischen Hafen von Comodoro Rivadavia bereiteten sich zwei Schiffe vor, um ein Mini-U-Boot, ein ferngesteuertes Unterwasserfahrzeug (ROV) und weitere Ausstattung der US-Navy zur Tiefsee-Bergung an Bord zu nehmen. Sie sollen in eineinhalb Tagen in der Gegend anlangen, in der das verschollene U-Boot vermutet wird.

Das U-Boot wird mit der Energie von 960 Batterien angetrieben. Ein Kurzschluss könnte sowohl die Funkverbindung - die nur aufgetaucht möglich ist - unterbrechen, als auch die Steuerung des U-Boots lahmlegen. Unerklärt bleibt, weshalb nicht die automatisch auslösbaren Notsignale aktiviert worden sind.

Eine weitere Panne scheint es in der Koordination zwischen dem erst seit fünf Monaten amtierenden Verteidigungsminister Oscar Aguad und dem Marinekommando gegeben haben. Aguad erfuhr nach Medienangaben erst mit mehrtägiger Verspätung von der Panne an Bord des U-Boots, und am Samstag twitterte er etwas zu optimistisch über die angeblich vom U-Boot stammenden Satellitenanrufe. Seitdem gibt es auf dem Twitter-Account des Ministers keine neuen Einträge.

Inzwischen beteiligen sich 16 Forschungs-, Kriegs- und Rettungsschiffe aus Argentinien, den USA, Großbritannien, Brasilien, Chile, Frankreich und Italien, sowie ein Dutzend Flugzeuge mit hochempfindlichen Ortungsgeräten an der Suchaktion. Auch aus Deutschland wurde der Einsatz eines Seeaufklärers P-3 Orion angeboten, der aber von den argentinischen Behörden noch nicht angefordert wurde.

Die „ARA San Juan“ wurde in den 80er Jahren von den damals dem Thyssen-Konzern gehörenden Nordseewerken in Emden gebaut. Ab 2007 wurde es in einer argentinischen Werft einer allgemeinen Überholung unterzogen, die wegen Etat-Kürzungen erst 2014 abgeschlossen wurde.