Katastrophe mit 298 Toten Ermittler sehen russische Spur bei MH17-Abschuss

Utrecht/Moskau (dpa) - Zwei Jahre nach dem tödlichen Abschuss von Flug MH17 über der Ostukraine deuten die Spuren bei der Tätersuche nach Russland.

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Internationale Strafermittler berichteten am Mittwoch, ein Flugabwehrgeschütz vom Typ Buk sei damals aus Russland über die Grenze gebracht und von einem Feld nahe der Stadt Snischne abgefeuert worden, das von prorussischen Separatisten gehalten wurde. Dann sei das Kriegsgerät eilig wieder nach Russland abgezogen worden, sagten die Fahnder in Nieuwegein bei Utrecht. „Das können wir überzeugend beweisen“, heißt es in ihrem Zwischenbericht.

Beim Abschuss der Boeing 777 der Malaysia Airlines über der Ostukraine am 17. Juli 2014 waren alle 298 Menschen an Bord getötet worden.

Die Erkenntnisse stützen sich auf Satellitenbilder und Informationen von Geheimdiensten. Offen bleibt in dem Bericht die Frage, ob russische Soldaten oder Separatisten die Rakete abgefeuert haben. Die Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen. Die Fahnder riefen Insiderzeugen auf, sich zu melden.

Die Bundesregierung begrüßte die Ermittlungsergebnisse als Schritt nach vorne. Außenamtssprecher Martin Schäfer sagte, die Ergebnisse seien glaubwürdig sowie sehr sorgfältig recherchiert. Man sei „den Verantwortlichen näher gekommen“, aber es fehlten noch Erkenntnisse, „um Ross und Reiter zu nennen“, sagte Schäfer. Auswirkungen auf den sogenannten Minsk-Prozess für eine Friedenslösung in der Ostukraine erwarte er nicht. Daran sind neben Russland und der Ukraine auch Deutschland und Frankreich beteiligt.

Die Grünen-Außenpolitikerin Marieluise Beck sieht die Ergebnisse als Beleg für die Verantwortung des Kremls. „Selbst wenn davon ausgegangen werden muss, dass der Abschuss nicht vorsätzlich gewesen, sondern einem militärischen Irrtum zuzuschreiben ist: Die politische Verantwortung wird im Kreml bei Präsident Putin zu suchen sein“, sagte sie.

Moskau wies erneut jede Verantwortung scharf zurück und beschuldigte die Ukraine. Neue russische Radardaten zeigten, dass das Flugzeug vom Typ Boeing 777 nicht von Gebiet der pro-russischen Separatisten aus beschossen worden sei, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Er sprach von „unwiderlegbaren Beweisen“. Das russische Außenministerium nannte den Bericht voreingenommen und politisiert.

Das russische Militär dementierte, dass jemals ein Buk-Geschütz in die Ukraine gebracht worden sei. Allerdings ist der Transport des Geschützes schon vor dem Ermittlerbericht von Medien rekonstruiert worden. Russland, das nicht an der Untersuchung beteiligt war, hat seit der Tragödie widersprüchliche Angaben zum möglichen Hergang gemacht.

Die prorussischen Separatisten erklärten, ihre Kämpfer im Gebiet Donezk hätten keine Buk gehabt und deshalb das Flugzeug nicht abgeschossen.

Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko sagte, der Bericht zeige, „dass die Mörder-Buk vom Territorium der Russischen Föderation auf unser Gebiet gelangt ist“.

An der strafrechtlichen Untersuchung arbeiten Malaysia, die Ukraine, Belgien und die Niederlande mit. Niederländische Fahnder leiten die Ermittlungen, da aus diesem Land die meisten Opfer stammten. Bereits eine technische Untersuchung im Oktober 2015 hatte ergeben, dass die Maschine von einer Buk-Flugabwehrrakete russischer Bauart getroffen worden war.

Der Russlandbeauftragte der Bundesregierung, Gernot Erler (SPD), rügte Moskaus Verhalten bei der Aufklärung. „Die Gegenpropaganda mit Radarbildern deutet darauf hin, dass der Kreml auch in Zukunft andere Wahrheiten schafft, um die Glaubwürdigkeit des internationalen Ermittlerteams zu untergraben“, sagte er der „Huffington Post“.