Neue Hoffnung auf Waffenruhe Erste Verletzte und Zivilisten verlassen Ost-Aleppo

Damaskus (dpa) - Die ersten Zivilisten und Verwundeten haben die Rebellengebiete in Ost-Aleppo verlassen und sind mit Bussen ins Umland der umkämpften Metropole transportiert worden. Beobachter und syrische Militärkreise berichteten, dass ein erster Konvoi mit mehreren hundert Menschen Ost-Aleppo verlassen habe.

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Angesichts der Lage in der Stadt könnte sich die Evakuierungsmission aber noch länger hinziehen. Syriens Präsident Baschar al-Assad erklärte die Stadt für befreit. Er gratulierte dem syrischen Volk; .„Was heute in Aleppo passiert, wird Geschichte schreiben.“

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Der pro-syrische TV-Sender Al-Mayadeen zeigte ab dem Mittag Bilder einer Kolonne mit grünen Bussen und Krankenwagen des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) und des Syrischen Arabischen Roten Halbmondes, die die Rebellengebiete verließen. Bei einer ersten Fahrt seien 951 Menschen aus der Stadt gebracht worden, hieß es aus syrischen Militärkreisen. Bei einem Drittel davon habe es sich um Kämpfer gehandelt.

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Insgesamt sollen den Angaben zufolge etwa 15 000 Menschen aus den Rebellengebieten abtransportiert werden. Neben 5000 Kämpfern soll es sich demnach um deren Angehörige und um Zivilisten handeln, die sich noch in den eingeschlossenen Gebieten aufhalten. Sie sollen in die Provinz Idlib südwestlich von Aleppo gebracht werden. Die Provinz wird größtenteils von der bewaffneten Opposition kontrolliert.

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Die Konfliktparteien hatten sich am Mittwochabend auf den Abzug von Kämpfern und Zivilisten aus Aleppos Rebellengebieten geeinigt, nachdem zuvor eine bereits getroffene Einigung geplatzt war. Die Evakuierung hatte sich auch am Donnerstag zunächst verzögert. Aktivisten und Hilfskräfte berichteten, dass sie bei einem ersten Versuch beschossen worden seien. Fünf Menschen seien dabei verletzt worden.

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Die Vereinten Nationen bereiten sich nach eigenen Aussagen darauf vor, dass bis zu 100 000 Menschen in die Provinz Idlib fliehen könnten. Die UN seien in Kontakt mit der Türkei, um weitere Flüchtlingslager zu errichten, weil die Menschen möglicherweise auch in der nordwestlichen Provinz Idlib nicht in Sicherheit seien, sagte UN-Nothilfekoordinator Jan Egeland.

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In Ost-Aleppo halten sich noch Zehntausende Menschen auf, von denen viele in zerbombten Häusern untergekommen sind. Wegen einer monatelangen Blockade wird die humanitäre Lage dort immer katastrophaler. Es fehlt akut an Trinkwasser, Nahrung und medizinischer Versorgung. Weil es kaum Strom und Treibstoff gibt, können die Menschen trotz der Wintertemperaturen nicht heizen.

„Ich habe noch nie zuvor dieses Ausmaß menschlichen Leids gesehen“, wird die die Leiterin der IKRK-Mission, Marianne Gasser, in einer Nachricht der Organisation auf Twitter zitiert. „Es ist schwer zu fassen, wie die Menschen überlebt haben“, fügte der Regionaldirektor des IKRK, Robert Mardini, hinzu.

Mehrere medizinische Hilfsorganisationen haben zu dringender Nothilfe für die Zivilisten aus der umkämpften syrischen Stadt Aleppo aufgerufen. Rund 70 000 Menschen würden im Zuge der Evakuierung aus der Stadt gebracht, teilten insgesamt 17 Organisationen am Donnerstag vor Journalisten in der türkischen Stadt Gaziantep mit. „Die Menschen verlassen Aleppo mit nichts“, warnte Mohammed Katub von Syrian American Medical Society (SAMS). „Der Winter ist sehr kalt und wir rechnen damit, dass Menschen durch das kalte Wetter sterben.“

Dem russischen Verteidigungsministerium zufolge sind die Rebellen aus ganz Aleppo verdrängt worden. Seit Beginn der Operation der syrischen Regierungstruppen hätten mehr als 3000 Kämpfer die Stadt verlassen, sagte Viktor Posnichir vom Generalstab in Moskau. „1524 von ihnen wurden amnestiert und entlassen, die anderen werden erst geprüft“, sagte er der Agentur Interfax zufolge.

Posnichir warf den Rebellen Gräueltaten in Aleppo vor. In Gefängnissen seien Zivilisten gefoltert worden, und kurz vor dem Eintreffen der syrischen Regierungstruppen sei der Großteil der Gefangenen getötet worden. „Das Dokumentieren der Gräueltaten hat begonnen. Es gibt viele Foto- und Videobeweise“, sagte er. „Als eine der Maßnahmen zur Abschreckung wurden die Eltern im Beisein ihrer Kinder erschossen“, teilte Posnichir mit.

Aleppo gehörte im rund fünfeinhalb Jahre dauernden Krieg zu den am heftigsten umkämpften Orten. Regierungstreue Truppen konnten seit Beginn einer Offensive im November den allergrößten Teil der bislang von Rebellen gehaltenen Stadtteile im Osten Aleppos erobern.