Syrische Flüchtlinge verzweifelt

Ein Düsseldorfer Fall zeigt, was Familiennachzug bedeutet.

Foto: Ingo Lammert

Rajaa Kabtoul (32) und Ahmad Kurdi (41) sind der Hölle des syrischen Bürgerkriegs entkommen. Doch Frieden haben sie in Deutschland noch nicht gefunden. Denn ihre Kinder sind noch im Mittleren Osten, in Lebensgefahr. Doch die deutsche Politik verhindert, dass diese Familien wieder vereint werden. Die beiden syrischen Flüchtlinge genießen in Deutschland sogenannten „subsidiären Schutz“ - sie dürfen so lange bleiben, bis Frieden in ihrer Heimat eingekehrt ist.

Einen Rechtsanspruch gibt es nicht. „Die Familienzusammenführung ist damit quasi abgeschafft“, sagt Haitam Khalil, Sozialarbeiter bei der Düsseldorfer Flüchtlingsinitiative „Stay“. Diskutiert werde in der Öffentlichkeit immer abstrakt über Zahlen. Aber was bedeutet das für die Betroffenen? Rajaa Kabtoul kann im Gespräch die Tränen nicht zurückhalten. „Ich habe meine Kinder vor zwei Jahren zuletzt im Arm gehalten. Ich denke jede Minute an sie.“ Die 32-jährige Buchhalterin in einer Süßwarenfabrik wurde von ihrer Familie im Dezember 2015 auf die Flucht geschickt. „Für meine Kinder war das zu gefährlich, wir hatten auch kein Geld, um für alle die Flucht zu bezahlen.“ Ihr Mann wurde im Oktober 2016 von einer Panzergranate zerrissen, ihre Tochter Eman erlitt dabei schwere Verbrennungen. Sie leben nun beim Opa unter schwierigsten Bedingungen. Es gibt nur einmal die Woche Strom und Wasser.

Ahmad Kurdi floh allein aus Aleppo. Das Haus der Familie wurde zerbombt. Er wollte seine Familie in die Türkei nachholen, doch das scheiterte. Er flüchtete über das Mittelmeer nach Europa. „Meine Frau und meine beiden Kinder sind mittlerweile in Istanbul. Selbst wenn ich zu ihnen wollte, ginge das nicht. Ich habe gar keinen Pass mehr“. Die beiden Syrer fühlen sich verlassen, hilflos. „Diese Regelung verstößt gegen die Werte unserer Verfassung, denn die stellt den Schutz der Familie ganz obenan“, sagt Oliver Ongaro von „Stay“. Seine Organisation will weiter kämpfen, um die Kinder der beiden Syrer endlich zu ihnen zu holen. mah