Findet Kolumbien im vierten Anlauf Frieden?

Seit Donnerstag verhandeln Regierung und Farc-Rebellen über ein Ende des Konflikts. Er dauert seit 1964 an.

Oslo. Erstmals seit zehn Jahren sitzen Vertreter der kolumbianischen Regierung und der linksgerichteten Farc-Guerilla an einem Tisch, um über ein Ende des seit 1964 währenden Konflikts in dem Land zu verhandeln. Vertreter beider Seiten trafen am Donnerstag in Oslo ein, um einen neuen Friedensprozess auf den Weg zu bringen. Es ist der vierte Versuch seit 1984, den Konflikt in Kolumbien zu beenden. Beide Seiten zeigen sich zuversichtlich. Für einen Erfolg spricht, dass sich vieles geändert hat seit dem Scheitern des vorigen Versuchs 2002.

Die marxistisch orientierten „Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens“ (Farc) sind die größte und älteste Guerilla Südamerikas. USA und EU stufen sie als Terrororganisation ein. Seit 1964 bekämpfen sie den Staat. Der Konflikt hat bisher mehr als 200 000 Menschen das Leben gekostet und Millionen Menschen aus ihren Heimatregionen vertrieben.

Militäraktionen und Desertionen haben die Farc in den vergangenen Jahren stark geschwächt. Mit rund 9000 Frauen und Männern zählt die Guerilla heute nur noch rund halb so viele Kämpfer wie vor einem Jahrzehnt. Sie hat überdies Rückhalt in der Bevölkerung eingebüßt. Zum anderen hat sich der seit 2010 amtierende Präsident Juan Manuel Santos zur Versöhnung bereiterklärt. Sein Vorgänger Álvaro Uribe hatte auf einen militärischen Sieg über die Rebellen gesetzt.

Danach sieht es nicht aus. Die Farc haben zwar einen Waffenstillstand gefordert, doch die Regierung ist misstrauisch und will dies erst für eine spätere Phase der Verhandlungen in Betracht ziehen. In der Vergangenheit haben die Rebellen Feuerpausen missbraucht, um sich mit Waffen einzudecken oder ungehindert Drogen zu schmuggeln.

Präsident Santos hält nach eigenen Worten einen Zeitraum von einem Jahr für realistisch. Die Guerilla hat aber betont, sie werde sich nicht unter Druck setzen lassen. Experten gehen davon aus, dass die Verhandlungen so kompliziert sind, dass sie sich über mehrere Jahre hinziehen könnten. Norwegen und Kuba treten als Vermittler bei den Verhandlungen auf. Diese sollen im November im kubanischen Havanna fortgesetzt werden.