Flugzeugentführung nach Libyen vereitelt
Rom (dpa) - Die Entführung eines europäischen Linienflugs nach Libyen konnte am Sonntagabend erfolgreich verhindert werden. 131 Passagiere kamen mit dem Schrecken davon. Ein terroristischer Hintergrund für die Tat wird ausgeschlossen.
Das schnelle Eingreifen des Bordpersonals hat am Sonntagabend die Entführung eines Linienflugs der italienischen Luftlinie Alitalia nach Libyen vereiteln können. Wie italienische Medien berichteten, überwältigten vier Flugbegleiter einen offensichtlich verstört wirkenden Passagier. Der 48 Jahre alte Kasache, der zur Delegation seines Landes bei der Unesco in Paris gehöre, hatte auf dem Weg von Paris nach Rom eine Stewardess angegriffen. Einen terroristischen Hintergrund schloss die Polizei heute aus.
Der Angreifer setzte der Stewardess ein Taschenmesser mit einer etwa 10 Zentimeter langen Klinge an den Hals, wie die Polizei bestätigte. Zuvor war von einer Nagelfeile berichtet worden. Der Mann verlangte, die Route des Flug AZ 329 umgehend zu ändern und statt Rom Tripolis in Libyen anzufliegen. Nachdem er überwältigt worden war, verabreichte ihm ein Arzt, der zufällig an Bord war, ein Beruhigungsmittel. Die nach Medienangaben um 20.24 Uhr in Paris gestartete Maschine sei dann planmäßig auf dem römischen Flughafen Fiumicino gelandet, wie es hieß. Die 131 Passagiere kamen mit dem Schrecken davon.
„Er hielt der Stewardess das Messer an die Kehle, ohne ein Wort zu sagen - und lachte und lachte. Ich hatte große Angst“, erzählte eine Französin nach der Landung. Der Mann wurde der Flughafenpolizei übergeben. Nach einem fünfstündigen Verhör befinde er sich nun im Gefängnis von Civitavecchia. Ihm würden unter anderem Freiheitsberaubung und versuchte Flugzeugentführung zur Last gelegt, hieß es.
Der Entführer lebte nach Polizeiangaben bisher mit Frau und Kindern in Paris. Er sei noch niemals zuvor in Italien gewesen und auch nicht kriminell auffällig geworden. Medien berichteten, dass er zuletzt unter Depressionen gelitten habe.
Die angegriffene Stewardess wurde zur Untersuchung ins Krankenhaus gebracht. Sie habe leichte Verletzungen am Hals davongetragen, ihr Zustand sei jedoch nicht besorgniserregend. Weitere Einzelheiten über die Motive der Tat wurden nicht bekannt.