Frankreichs neuer Präsident in Berlin: Merkollande statt Merkozy

Frankreichs neuer Präsident Hollande trifft zum ersten Mal Kanzlerin Merkel.

Berlin. Wenn der Franzose vom „coup de foudre“ spricht, kann das zwei verschiedene Bedeutungen haben. Beim ersten Berlin-Besuch von Frankreichs neuem Präsidenten François Hollande war eindeutig „Blitzschlag“ gemeint. Weil sein Flugzeug — eine Falcon 7x — vom Blitz getroffen wurde, kam Hollande mit anderthalb Stunden Verspätung bei Angela Merkel an. Und von Bedeutung Nummer zwei, „Liebe auf den ersten Blick“, konnte nach Lage der Dinge keine Rede sein. Aber vielleicht schon mal von einer tauglichen Arbeitsbeziehung.

Im Unterschied zum Vertrauten Nicolas Sarkozy, für den es jahrelang immer Küsschen links, Küsschen rechts gab, beließ es Merkel am Dienstagabend beim geschäftsmäßigen Handschlag. Immerhin hatte das neue deutsch-französische Paar nach diesem Flug aber gleich ein Gesprächsthema.

Aber auch so gab es Gesprächsstoff genug. Die CDU-Vorsitzende und der ehemalige Sozialistenchef haben eine Menge aufzuarbeiten. Zum Beispiel die Tatsache, dass Merkel im Wahlkampf so sehr auf Sarkozy setzte, dass sie Hollande kein einziges Mal empfing. Ihr Ärger darüber, dass Frankreichs Linke den mühsam ausgehandelten europäischen Fiskalpakt wieder infrage stellte, war groß.

Das Thema spielte dann auch gleich beim ersten einstündigen Arbeitstreffen und bei der anschließenden Pressekonferenz die wichtigste Rolle. Hollande vermied eine Festlegung darauf, ob er mit dem Fiskalpakt in seiner bestehenden Form einverstanden ist. „Jetzt müssen alle Vorschläge und Ideen auf den Tisch gelegt werden.“ Erst dann könne es die endgültige Antwort darauf geben.

Einig ist man sich darin, dass der Fiskalpakt um einen Wachstumspakt ergänzt werden soll. Klar wurde aber auch, dass noch nicht geklärt ist, wie dies aussehen soll. Hollande und Merkel sprachen sich zudem für den Verbleib Griechenlands in der Euro-Zone aus. „Wir möchten, dass Griechenland im Euro bleibt“, sagte Merkel. Das sehe auch die Mehrheit der Griechen so.

Ansonsten waren Kanzlerin und Präsident darum bemüht, die Gemeinsamkeiten herauszustellen. Hollande sprach davon, dass die deutsch-französische Freundschaft auch für ihn eine „Konstante“ sei. Aber noch nennt man sich nicht beim Vornamen, sondern blieb bei „Madame Merkel“ und „Herr Präsident“.

Mit einem gemeinsamen Abendessen ging für Hollande ein aufreibender Tag zu Ende. Am Vormittag hatte er seinen Vorgänger Nicolas Sarkozy und dessen Frau Carla Bruni-Sarkozy im Elysée-Palast verabschiedet und war anschließend im offenen Auto und bei strömendem Regen über den Prachtboulevard Champs-Elysées gefahren.