G8: Uneins zu Syrien, einig bei Nordkorea
Die Gruppe der acht führenden Industrienationen ringt um Lösungen für die großen Themen.
London. Er sollte ein wenig Glanz bringen in das Einheitsgrau der G8-Außenminister bei Londoner Nieselregen: Der Auftritt von Hollywood-Schönheit Angelina Jolie (37) bei der Konferenz der Chefdiplomaten aus acht führenden Industrienationen der Welt war dann auch einer der wenigen Fortschritte, wenn auch eher bei einem Randthema. Jolies Anliegen als UN-Sonderbotschafterin, den Kampf gegen sexuelle Gewalt gegen Frauen in Kriegsgebieten voranzutreiben, wird von den G8-Staaten mit 27 Millionen Euro gefördert. 2015 will die deutsche Präsidentschaft prüfen, ob das Ganze etwas gebracht hat.
Gastgeber William Hague hatte den Glitzer-Programmpunkt mehr oder weniger unabgesprochen auf die Tagesordnung gesetzt. Seine sieben Kollegen und EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton mussten bei der Pressekonferenz mit Jolie als Staffage wortlos für den Hintergrund herhalten. Vielleicht hatte der britische Außenminister geahnt, dass das Treffen in London ansonsten nicht viel Konkretes bewirken würde. In der Syrien-Frage ist die G8 blockiert. Russland liefert weiter Waffen an das Regime von Machthaber Baschar al-Assad.
Der Westen ist gespalten. Während Frankreich und Großbritannien an Waffenlieferungen für die Opposition denken, sind große Teile der EU dagegen — auch Deutschland. „Wir sind nicht überzeugt, dass Waffen in den richtigen Händen landen und befürchten, dass sie gegen die eingesetzt werden könnten, die ein neues, tolerantes Syrien bauen wollen“, sagte Außenminister Guido Westerwelle (FDP). Er will mehr für den Wiederaufbau tun: Wasserleitungen, Krankenhäuser und Nahrungsmittelversorgung.
Immerhin konnten die G8 beim Thema Nordkorea Einigkeit signalisieren. Anders als in Syrien zieht Moskau im Kampf gegen die Kriegsrhetorik aus Pjöngjang mit dem Westen an einem Strang. Mit der Zustimmung des Russen Sergej Lawrow kritisierten die Außenminister „in der schärfstmöglichen Weise“ das Vorgehen Nordkoreas.
Allerdings: Machthaber Kim Jong Un und seine Leute wissen, dass die Weltgemeinschaft in ihren Mitteln derzeit begrenzt ist. Hague und Westerwelle deuteten an, dass der Hebel zu einem Vorankommen in Nordkorea nur in China liegen kann.