Gefechte in Syrien vorerst beendet

150 Beobachter der Arabischen Liga sind gestern eingetroffen.

Kairo/Beirut. Nach wochenlangen Gefechten war auf einmal alles ruhig. „Keine Maschinengewehrsalven, keine Raketeneinschläge mehr“, sagte der Oppositionsaktivist Omar Homsi gestern in der Protesthochburg Homs. Beobachter der Arabischen Liga waren kurz zuvor in der drittgrößten Stadt Syriens eingetroffen, in der sich die Truppen des Regimes von Baschar al-Assad und dessen Gegner erbitterte Kämpfe liefern. Von der Bevölkerung wurden sie mit lauten Parolen empfangen.

Tausende Menschen strömten auf die Straßen, nachdem das Feuer eingestellt wurde. „Das Volk will den Sturz des Präsidenten“, riefen sie. In dem Stadtteil Khaldiya versammelten sich bis zu 30 000 Oppositionelle. „Die Menschen sind wütend und zeigen das auch der Delegation“, beschrieb ein Bewohner die Stimmung. Eine Frau sei auf die Beobachter zugegangen und habe gerufen: „Sie haben unsere Männer und Kinder getötet.“

Noch wenige Stunden zuvor war gekämpft worden in Homs. Um 7 Uhr Ortszeit begann das Militär mit den Vorbereitungen für den offiziellen Besuch aus dem Ausland: Oppositionelle beobachteten, wie elf Panzer aus dem Gebiet abgezogen wurden.

Bis Ende Januar sollen 150 Experten der Arabischen Liga in Syrien sein und den Abzug der Armee aus den Städten überwachen. Ehrgeiziges Ziel der Mission ist es, das Blutvergießen zu beenden, das während des Arabischen Frühlings im März seinen Anfang nahm. Mehr als 5000 Menschen kamen nach Schätzungen der UN beim Aufstand gegen Assad inzwischen ums Leben.

In der Initiative der Arabischen Liga sehen die Aktivisten der Demokratiebewegung keine Lösung und sprechen von einem „Protokoll des Todes“. Assad habe nur eingewilligt, um zu verhindern, dass sich der UN-Sicherheitsrat mit dem Thema befasst. Genau das will die Opposition: Sie fordert Schutzzonen für Oppositionelle und Deserteure der syrischen Armee im Grenzgebiet zur Türkei. Ebenfalls gestern wurde der syrische Menschenrechtsaktivist und Grünen-Politiker Ferhad Ahma in seiner Berliner Wohnung überfallen und mit Knüppeln misshandelt.