Grenzschließungen: Chaos auf der Balkan-Flüchtlingsroute

Ljubljana/Zagreb (dpa) - Nach der teilweisen Schließung der Grenzen durch Slowenien und Kroatien ist es zu chaotischen Zuständen auf der Balkan-Flüchtlingsroute gekommen.

Grenzschließungen: Chaos auf der Balkan-Flüchtlingsroute
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Tausende Menschen mussten sich im Dauerregen vor den Grenzübergängen in Serbien Richtung Kroatien und in Kroatien gen Slowenien gedulden. Die Polizei sperrte die Grenzen und ließ nur einen Teil der Flüchtlinge mit großer Verzögerung in Richtung Österreich und Deutschland durch.

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Die slowenische Innenministerin Vesna Györkös Znidar kritisierte das Nachbarland Kroatien, deutlich mehr Flüchtlinge an die gemeinsame Grenze zu transportieren, als das Land verkraften könne. Ljubljana könne nicht mehr als 2500 Flüchtlinge am Tag nach Österreich durchschleusen. Kroatien brachte trotz aller Proteste des Nachbarn Tausende weitere Menschen an die Grenze zu Slowenien, wo sie von der Polizei an der Weiterreise gehindert wurden.

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Der kroatische Innenminister Ranko Ostojic sah hingegen Griechenland als den „Hauptschuldigen“ an der Misere. Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR bestätigte, dass am Vortag 10 000 neue Flüchtlinge aus Griechenland und Mazedonien nach Serbien eingereist seien. Die Hilfsorganisation kritisierte, dass die Länder in Südosteuropa die Krise im Alleingang zu bewältigten versuchten. Es müsse aber eine gemeinsame europäische Lösung geben. Slowenische Politiker schalteten dazu den EU-Kommissar Dimitris Avramopoulos ein.

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In Kroatien hat die Flüchtlingskrise zu einem schweren Zerwürfnis der sozialdemokratischen Regierung von Zoran Milanovic mit der konservativen Staatspräsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic geführt. „Wir haben alles vollständig unter Kontrolle“, beruhigte Milanovic im heimischen Parlament. Demgegenüber verlangte ein führender Berater des Staatsoberhauptes, die grüne Grenze müsse geschlossen und das Militär zur Überwachung eingesetzt werden.

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Im Oktober reisten pro Tag durchschnittlich 5100 Menschen aus der Türkei über Griechenland, Mazedonien, Serbien, Ungarn und jetzt Slowenien weiter nach Österreich und Deutschland, wie das kroatische Innenministerium in Zagreb mitteilte.

Auch aus Afrika kommen weiter viele Menschen über Libyen in die EU. Allein am vergangenen Wochenende haben die italienische Marine und Küstenwache 1300 Menschen aus dem Meer gerettet, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete. Acht Menschen konnten nur noch tot geborgen werden.

Bis zum 15. Oktober hatten in diesem Jahr laut Internationaler Organisation für Migration (IOM) 137 000 Menschen Italien auf dem Seeweg erreicht. Zum Vergleich: in Griechenland kamen bislang 473 000 Flüchtlinge und Migranten an.