Große Trauerfeier für Thatcher - Freudenfest in Glasgow

London (dpa) - Die ehemals „Eiserne Lady“ Margaret Thatcher spaltet Großbritannien auch nach ihrem Tod. Während Politiker aller Unterhaus-Parteien die politischen Verdienste der langjährigen Premierministerin würdigten, feierten Gegner Thatchers am Abend ihres Todes in mehreren Städten Freudenfeste.

Bei einer Anti-Thatcher-Party in Bristol wurden sechs Polizisten verletzt. Ein Demonstrant erlitt Verletzungen. In Thatchers Heimatstadt Grantham wurden Kondolenzbücher ausgelegt. Im schottischen Glasgow knallten auf offener Straße Sektkorken.

Thatchers Leichnam wurde in der Nacht zum Dienstag aus dem Londoner Hotel Ritz - wo die frühere konservative Politikerin am frühen Montagmorgen gestorben war - an einen geheim gehaltenen Ort gebracht. Bei einer großen Trauerfeier am Mittwoch nächster Woche soll ihr die letzte Ehre erwiesen werden. Dazu werden auch politische Weggefährten sowie Staats- und Regierungschefs aus vielen Ländern erwartet. Auch das britische Staatsoberhaupt Queen Elizabeth II. (86) und ihr Ehemann Prinz Philip (91) werden teilnehmen, wie der Buckingham Palast am Dienstag ankündigte.

Thatcher soll in einem Sarg in einem Trauerzug mit militärischen Ehren vom Parlament in Westminster durch die Londoner Innenstadt zur St. Paul's Kathedrale gebracht werden, wie mehrere Medien am Dienstag berichteten. Der Gottesdienst in der Kathedrale wird für die Öffentlichkeit nicht zugänglich sein. Thatcher wird auf eigenen Wunsch kein volles Staatsbegräbnis erhalten, wozu auch das Aufbahren des Leichnams gehört hätte. Die letzte Ehre dieser Art für einen Premierminister wurde 1965 Winston Churchill zuteil.

Margaret Thatcher war am Montag im Alter von 87 Jahren an einem Schlaganfall gestorben. Die pflegebedürftige Ex-Regierungschefin hatte die letzten Monate ihres Lebens nicht in ihrer Wohnung im Stadtteil Belgravia, sondern in einer Suite des Hotel Ritz verbracht. Nach Informationen der BBC soll Thatchers Leichnam nach der Trauerfeier eingeäschert werden.

In einer Umfrage im Auftrag des „Guardian“ kam die „Eiserne Lady“ auch nach ihrem Tod nur auf eine Zustimmung von 50 Prozent für ihre Politik. 35 Prozent der befragten Briten glauben, sie habe einen negativen Einfluss auf ihr Land gehabt.

Thatcher, die von 1979 bis 1990 in der Downing Street regierte, hatte innenpolitisch vor allem den Kampf gegen die einst mächtigen Gewerkschaften vorangetrieben und versucht, die Wirtschaft von veralteten Industrien wie Kohlebergbau auf moderne Finanzdienstleistungen umzukrempeln. Mit Sozialabbau und einer Welle von Privatisierungen begegnete sie der hohen Staatsverschuldung. Außenpolitisch wurde sie vor allem durch den Krieg gegen Argentinien um die Falkland-Inseln und für ihre harte Haltung gegen die Sowjetunion an der Seite von US-Präsident Ronald Reagan bekannt.

Der frühere deutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher kritisierte Thatcher in einem Hörfunk-Interview deutlich. „Man kann nicht sagen, dass sie außenpolitisch irgendwie erfolgreich gewesen wäre“, sagte Genscher am Dienstag im Sender WDR 5. Sie sei gegen die nukleare Abrüstung gewesen und habe Bedenken gegen die Wiedervereinigung Deutschlands gehabt. „Darüber ist die Geschichte hinweggegangen“, sagte Genscher.