Guatemala empört über US-Versuche mit Syphilis
Guatemala-Stadt (dpa) - Guatemala hat am Dienstag empört auf einen Bericht über medizinische Versuche an Guatemalteken in den 1940er Jahren reagiert.
Damals hatten dem in Washington veröffentlichten Bericht zufolge US-Forscher rund 1300 ahnungslose Einwohner des mittelamerikanischen Landes unter anderem mit Syphilis infiziert, um an ihnen die Wirkung von Penizillin zu testen. Dabei sollen 83 Versuchspersonen gestorben sein.
Der Skandal war bereits im Oktober vergangenen Jahres durch einen Bericht der US-Historikerin Susan Reverby publik geworden. US-Präsident Barack Obama hatte sich für das Unrecht entschuldigt und eine Kommission mit der Aufarbeitung beauftragt. Die Kommission, die am Montagabend erste Ergebnisse vorlegte, sprach von einem dunklen Kapitel der Geschichte der USA. Insgesamt seien 5000 Menschen gezwungen worden, an den Experimenten teilzunehmen. Von ihnen seien 1300 tatsächlich infiziert worden.
Bei den Versuchspersonen, die mit Penizillin behandelt wurden, soll es sich um Waisenkinder, Indios, Behinderte, Soldaten und Prostituierte gehandelt haben. Bisher sind nach Angaben des stellvertretenden Präsidenten von Guatemala, Rafael Espada, fünf Überlebende aufgespürt worden, die nicht gewusst hätten, warum sie erkrankt seien.
„Es war ein inhumanes und brutales Verhalten“, kritisierte Anita Allen von der US-Kommission. „Man hat ihnen Wunden geöffnet und Bakterien, Meningitis, Neurosyphilis und andere Krankheiten gespritzt. Und das sind schwere Menschenrechtsverletzungen.“ Eine vom guatemaltekischen Präsidenten Álvaro Colom eingesetzte Kommission soll ihren Bericht im Oktober dieses Jahres veröffentlichen.
Die Medien des Landes berichteten am Dienstag ausführlich über den Skandal und verurteilten die Tests als „Scheußlichkeit“. „Alle Bürger der USA sollten Scham empfinden“, schrieb die bedeutendste Zeitung „Prensa Libre“. „Alle Guatemalteken werden Schmerz und Wut empfinden.“