Haiti wählte fast friedlich neue Führung
Port-au-Prince (dpa) - Das krisengeschüttelte Haiti hat am Sonntag unter starker Beteiligung und überwiegend friedlich einen neuen Präsidenten und ein neues Parlament gewählt. Bei vereinzelten Zusammenstößen zwischen Anhängern der konkurrierenden Kandidaten starben laut Medienberichten zwei Menschen.
Wegen der regen Beteiligung und weil es zu Beginn Verzögerungen gab, wurde die Wahl um eine Stunde verlängert. Mehrere tausend Mann der haitianischen Polizei und der UN-Stabilisierungstruppe Minustah gewährleisteten die Sicherheit an diesem historischen Tag.
„Die Demokratie hat gesiegt“, sagte der Chef des Wahlrates, Gaillot Dorsinval, in der Nacht zum Montag. Er forderte die Kandidaten auf, der Auszählung nicht vorzugreifen und sich vorzeitig zu Siegern zu erklären. Nur der Wahlrat habe das Recht, die Ergebnisse mitzuteilen. Das offizielle Ergebnis soll am 16. April verkündet werden.
Um das Amt des Präsidenten kämpften in der Stichwahl der Musiker Michel Martelly (50) und die Juristin Mirland Manigat (70). Nach jüngsten Umfragen hatte Martelly vorne gelegen. Auch die beiden Kammern des Parlaments, der Senat und die Deputiertenkammer, wurden neu gewählt.
Zu Beginn des Wahltages war es wie schon beim ersten Durchgang im vergangenen November zu Verzögerungen gekommen, weil in zahlreichen Stimmlokalen das Wahlmaterial nicht vollständig angeliefert worden war. Der Chef der UN-Mission Minustah, Edmond Mulet, sagte bei einem Besuch in einem Stimmlokal: „Die Menschen wissen, dass heute ein großer Moment für Haiti ist.“ Die Verzögerungen seien korrigiert worden.
Kurz vor Beginn des für Haiti so wichtigen Urnenganges wurde der Rapper Wyclef Jean angeschossen und an der rechten Hand leicht verletzt. Jean hielt sich in Haiti auf, um seinen Freund Martelly beim Kampf um die Präsidentschaft zu unterstützen.
Die Abstimmung wurde auch von der Ankündigung des früheren Präsidenten Jean-Bertrand Aristide überschattet, sich wieder in die Politik des Karibikstaates einzumischen. Der 2004 aus Haiti vertriebene Aristide war am Freitag aus dem südafrikanischen Exil zurückgekehrt und hatte die Wiederzulassung seiner geächteten Bewegung Fanmi Lavalas gefordert.