Hollandes Sorgen am französischen Nationalfeiertag
Der Präsident steht knapp zwei Jahre nach Amtsantritt enorm unter Druck.
Paris. Ausgelassene Fußballfans neben stolzen Soldaten, grenzenloser Jubel und ein Land im Freudentaumel: Nach dem überraschend erfolgreichen Start der französischen Fußballer in die Weltmeisterschaft hatte Präsident François Hollande drei Wochen lang träumen können. Davon, den gestrigen Nationalfeiertag mit einer riesigen Party zum ersten WM-Titel nach 1998 zu verbinden.
Nach dem Ausscheiden gegen Deutschland im Viertelfinale blieben Montag aber nur die Militärparade und aufmunternde Worte, um gute Stimmung zu verbreiten. Besonders das TV-Interview zum Nationalfeiertag war für Hollande alles andere als ein leichter Auftritt. Wie 2013 musste er sich vorhalten lassen, die Arbeitslosigkeit und die wirtschaftlichen Probleme nicht in den Griff zu bekommen.
Das Versprechen einer Trendwende am Arbeitsmarkt sei einer seiner Fehler gewesen, räumte der Sozialist ein. Es gebe einen Aufschwung, dieser falle aber zu schwach aus. Neue Steuersenkungen sollten helfen, die Kaufkraft anzukurbeln. Die Bevölkerung forderte Hollande auf, sich nicht in Wehklagen und Schlechtmacherei zu verlieren. Frankreich sei ein großes Land. Es gelte stolz darauf zu sein und Vertrauen in sich zu haben. Ob ihm das hilft, ist aber fraglich.
Laut jüngsten Umfragen traut Hollande nur noch jeder vierte Franzose zu, die Probleme in den Griff zu bekommen. Kurzzeitig vergessen waren die Probleme hingegen während der pompös inszenierten Militärparade in Paris. 4000 Soldaten erinnerten am Vormittag beim Aufmarsch daran, dass Frankreich trotz aller wirtschaftlicher Sorgen noch immer drittgrößte Atommacht der Welt ist. „Lasst uns stolz sein. Es lebe die Republik. Es lebe Frankreich“, kommentierten viele im Internet.
Immerhin habe Frankreich sich ebenso wie der WM-Zweite Argentinien tapfer gegen die Löw-Elf geschlagen, fügten französische Fußball-Fans in Anspielung auf die 1:7-Schlappe der Brasilianer hinzu.