Hunderte Tote bei Kämpfen in Zentralafrika
Paris/Bangui (dpa) - Im Krisenland Zentralafrika sind bei Kämpfen zwischen muslimischen Rebellen und christlichen Milizen in den vergangenen Tagen bis zu 400 Menschen ums Leben gekommen. Das teilte das örtliche Rote Kreuz mit.
Die frühere Kolonialmacht Frankreich kündigte an, die Zahl ihrer im Land stationierten Soldaten auf 1600 zu erhöhen. Deren wichtigste Aufgabe sei es, „alle Milizen zu entwaffnen“, kündigte Frankreichs Präsident François Hollande zum Abschluss des französisch-afrikanischen Gipfeltreffens in Paris an. Auch die Afrikanische Union werde ihre bereits im Land stationierten Einheiten von mehr als 3000 auf 6000 Mann aufstocken, hieß es in einer Mitteilung des Élyséepalastes am Samstag in Paris.
Ein Militäreinsatz wie aktuell in Zentralafrika soll in Zukunft nach dem Willen Hollandes hauptsächlich unter dem Befehl von Afrikanern stehen. Sein Land werde den Afrikanern helfen, innerhalb der nächsten Monate eine schnelle Eingreiftruppe aufzubauen. Frankreich könne 20 000 afrikanische Soldaten ausbilden und ausrüsten, um bei Krisen und im Kampf gegen Terrorismus „schnell und effizient“ einzugreifen.
Bei den Kämpfen zwischen muslimischen Rebellen und christlichen Milizen habe sich die Zahl der Opfer bis Samstagabend auf zwischen 394 und 400 erhöht, sagte Sprecherin Sitara Jabeen vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) in Genf am Sonntag der Nachrichtenagentur dpa. Die Lage sei nach wie vor unübersichtlich und gefährlich. Das örtliche Rote Kreuz sei darum bemüht, Verletzte in Kliniken zu bringen und sich um Lebensmittel und Wasser für Tausende Menschen zu bemühen, die durch die Kämpfe aus ihren Häusern vertrieben wurden.
Seit Donnerstag hat das Rote Kreuz laut IKRK-Mitteilunbg vor Ort 95 Verletzte in Krankenhäuser gebracht. Das IKRK rief die Behörden in der Zentralafrikanischen Republik auf, alles zu tun, um die Zivilbevölkerung zu schützen.
Im Land begannen Angehörige am Samstag, ihre Toten beizusetzen. Augenzeugen zufolge herrschte in der Hauptstadt Bangui eine unwirkliche Stille. Geschäfte blieben geschlossen, die Menschen harrten in ihren Häusern aus.
Am Freitag hatte Frankreich in seiner ehemaligen Kolonie einen Militäreinsatz begonnen, um das Chaos zu beenden. Die Soldaten schützen nach Angaben des französischen Verteidigungsministeriums französische Staatsbürger, französische Institutionen und den zentralen Flughafen der Hauptstadt. Rafale-Kampfflugzeuge hätten Bangui überflogen, um bewaffnete Gruppen abzuschrecken. Patrouillengänge der Soldaten hätten dazu beigetragen, die immer noch angespannte Situation zu beruhigen, hieß es in Paris.
Die schweren Gefechte waren am Donnerstag entbrannt, als Anhänger des im März gestürzten Präsidenten François Bozizé die Hauptstadt von mehreren Seiten angriffen. Die Putschisten des Rebellenbündnisses Seleka konnten aber nach mehrstündigen Kämpfen wieder die Oberhand gewinnen.
Seit dem Staatsstreich kommt es immer wieder zu Gewalt zwischen den christlichen Bürgermilizen „Anti-Balaka“ und muslimischen Seleka-Kämpfern, die die Macht im Land für sich beanspruchen. Tausende Flüchtlinge haben am Flughafen von Bangui Zuflucht gesucht. Hunderttausende Menschen wurden vertrieben.