Hungersnot: In jeder Familie ist ein Kind erkrankt
Etwa 120 000 Hungernde sind nach Äthiopien geflohen.
Dolo Addo. Seit Wochen ist Dietmar Roller, Projektleiter bei der Duisburger Kindernothilfe, in Dolo Addo in Äthiopien. Die Stadt liegt an der Grenze zu Somalia. Die Flüchtlingslager dort sind überfüllt mit hungernden Menschen, die sich über die Grenze gerettet haben.
Alle haben Schreckliches zu berichten: „Ich habe mit einem Jungen gesprochen, der bei Ferienbeginn vom Internat in sein Dorf zurückgekehrt ist und seine ganze Familie verhungert vorgefunden hat“, berichtet Roller.
Der Projektleiter war schon in vielen Krisengebieten, aber diese Katastrophe übersteigt alles, was er bislang gesehen hat. „Es ist schrecklich, in jeder Familie ist mindestens eines der Kinder schwer erkrankt“, zeigt sich Roller besorgt. Die meisten würden an Magen-Darm-Infekten leiden. Da sie aber so geschwächt seien, verfügten sie über keine Abwehrkräfte. Viele lägen nur noch apathisch herum und könnten keine Nahrung mehr zu sich nehmen. „Sie brauchen dringend Medikamente“, so Roller.
Derzeit seien etwa 120 000 in den Flüchtlingslagern untergebracht. „Täglich kommen 1200 Hungernde hinzu, die Hilfe brauchen“, fasst er die Situation vor Ort zusammen.