Iraker rücken weiter vor IS-Anführer fordert Kämpfer zur Verteidigung Mossuls auf
Mossul (dpa) - IS-Anführer Abu Bakr al-Bagdadi hat nach Angaben der Terrormiliz Islamischer Staat seine Kämpfer zur Verteidigung der umkämpften irakischen Stadt Mossul aufgefordert.
Selbstmordattentäter sollten sich in der IS-Hochburg „dem Feind stellen und ihr Blut in Flüsse verwandeln“, heißt es in einer seltenen Audiobotschaft, die in der Nacht zum Donnerstag auf einer IS-Website erschien und von Al-Bagdadi stammen soll.
Die Kämpfer sollten in der Stadt ausharren, auf die irakische Streitkräfte und ihre Verbündeten in einer großen Offensive aus mehreren Richtungen vorrücken. Die Echtheit der Audiobotschaft Al-Bagdadis konnte zunächst nicht unabhängig überprüft werden. Auch ist unbekannt, wo sich der Terrorführer aufhält und von wann die Aufnahme stammt. „Macht ihre Tage zu dunklen Nächten“, forderte der selbst ernannte Kalif seine Kämpfer in der mehr als 31-minütigen, predigtartigen Botschaft auf. „Dieser Krieg ist euer Krieg.“
Nur wenige Stunden nach der Veröffentlichung der Botschaft drangen irakische Truppen vom Osten her weiter auf das Stadtgebiet von Mossul vor. Das Vorrücken der irakischen Truppen innerhalb Mossuls sei ein „Meilenstein“, twitterte der US-Sonderbeauftragte für die IS-Bekämpfung, Brett McGurk. Die Truppen würden an allen Fronten vorrücken und seien schneller, als der Zeitplan es vorsehe.
Die kurdische Nachrichtenseite Rudaw veröffentlichte Fotos von Männern im Vorort Gogdschali, die sich nach der Befreiung vom IS die unter der Dschihadisten-Herrschaft obligatorischen Bärte abrasieren.
Der IS verstärkte nach Armeeangaben seine Gegenwehr. Dabei setzten die Kämpfer vor allem mit Sprengstoff beladene Autos ein, in denen sich Selbstmordattentäter nahe der Feinde in die Luft sprengen sollen.
In der Region um die strategisch wichtige Stadt Tell Afar, an der die Überlandstraße von Mossul in die IS-Gebiete Syriens liegt, seien Autobomben die einzige Waffe, auf die die Dschihadisten setzten, berichtete das Staatsfernsehen. In der Region etwa 80 Kilometer westlich von Mossul versuchen schiitische Milizen, Mossul vom Rest des IS-Herrschaftsgebietes zu isolieren.
IS-Extremisten beherrschen die nordirakische Stadt Mossul seit Anfang Juni 2014. Hier trat Al-Bagdadi erstmals als Anführer seines zuvor ausgerufenen „Kalifats“ auf. Heute ist die ehemalige Millionenstadt nach Verlusten die letzte verbliebene IS-Hochburg im Land. Schätzungen zufolge halten sich zwischen 800 000 und mehr als einer Millionen Zivilisten in der Stadt auf. Sie sind Hilfsorganisationen zufolge wegen der Kämpfe und der schlechten Versorgungslage akut bedroht. Mitte Oktober begann ein Bündnis aus irakischer Armee, kurdischen Peschmerga und lokalen Milizen eine Offensive zur Befreiung von Mossul. Sie greifen die Stadt aus mehreren Richtungen an und konnten mittlerweile im Osten bis in die Außenbereiche Mossuls vordringen. Unterstützt werden sie von Luftangriffen einer US-geführten Militärkoalition.
In seiner Audiobotschaft sagte Al-Bagdadi zudem, dass die Luftangriffe des US-geführten Bündnisses sowie solche von Russland den Islamischen Staat nicht schwächen würden. Zudem richtete er sich gegen die Türkei, die im August zusammen mit verbündeten Rebellen in Syrien einmarschiert war und den IS aus einigen Gebieten an der Grenze vertrieben hatte. Dem streng konservativen Saudi-Arabien warf er vor, das Königreich in einen säkularen Staat zu verwandeln. Er rief dazu auf, das Land anzugreifen.