IS tötet 24 Stammesmitglieder im Irak

Bagdad/Kobane (dpa) - Neue Gräueltaten der Terrormiliz Islamischer Staat (IS): Im Westen des Iraks haben die Extremisten weitere 24 Mitglieder eines sunnitischen Stammes getötet, der gegen sie gekämpft hat.

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Laut BBC brachten IS-Kämpfer in den vergangenen Tagen mehr als 500 Mitglieder der Al-Bu Nimr um.

Schüler aus der belagerten syrischen Stadt Kobane berichteten Menschenrechtlern, IS-Terroristen hätten sie über Monate gefangen gehalten und gefoltert. Die Jungen wurden demnach immer wieder mit Kabeln geschlagen.

Die Terroristen hatten laut Human Rights Watch Ende Mai etwa 250 jungen Kurden gefangen genommen, die auf dem Rückweg von Examensprüfungen in der nordsyrischen Stadt Aleppo nach Kobane waren.

Die Mädchen wurden demnach wenig später freigelassen, die Jungen kamen in eine Schule in der Stadt Manbdisch rund 70 Kilometer südwestlich von Kobane. Dort seien sie mit Kabeln auf Hände, Rücken und Fußsohlen geschlagen worden, etwa wenn sie fliehen wollten oder im religiösen Zwangsunterricht schlechte Leistungen erbrachten.

Einigen Schülern gelang die Flucht aus der Gefangenschaft, die restlichen ließen die IS-Kämpfer nach und nach frei. Zuletzt kam Mitte vergangener Woche eine Gruppe von 25 kurdischen Schülern auf freien Fuß. Die Informationen von Human Rights Watch stützen sich auf Aussagen von vier Jugendlichen zwischen 14 und 16 Jahren, die vier Monate in der Gewalt der Extremisten waren.

Am Montag ließ der IS zudem nach mehr als acht Monaten 93 Kurden aus der Region um Kobane frei. Die Extremisten hatten ihre Opfer im vergangenen Februar gefangen genommen, als diese auf der Flucht vor den heranrückenden IS-Kämpfern in den Nordirak waren, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete.

Warum die Gefangenen jetzt freikamen, war zunächst unklar. Sechs Kurden blieben nach Angaben der Menschenrechtler in der Gewalt der Extremisten. Wegen Diebstahls solle ihnen eine Hand abgehackt werden, hieß es. Das Schicksal von 40 weiteren Gefangenen sei unbekannt.

Die heftigen Kämpfe um das belagerte Kobane gingen laut den syrischen Menschenrechtlern auch am Dienstag weiter. Neben zehn Verteidigern der Stadt sei auch eine unbekannte Anzahl IS-Kämpfer getötet worden. Die Extremisten versuchen seit Wochen, die Stadt an der türkischen Grenze einzunehmen. Sie haben sie von drei Seiten eingekreist.

Im Westen des Iraks warfen die Extremisten die 24 Toten des Al-Bu-Nimr-Stammes in einen Brunnen rund 18 Kilometer nördlich der Stadt Al-Ramadi, wie die irakische Nachrichtenseite Al-Sumaria News berichtete. Ein Anführer der Al-Bu Nimr warf laut dem Bericht Mitgliedern des eigenen Stammes, aber auch anderer irakischer Stämme vor, an den Tötungen beteiligt gewesen zu sein.

Laut dem BBC-Bericht waren unter mehr als 500 Opfern auch Minderjährige und Frauen. Der Stamm hatte in der Provinz Al-Ramadi an der Seite irakischer Soldaten gegen den IS gekämpft. In der nordirakischen IS-Hochburg Mossul töteten die Extremisten vier von insgesamt zwölf Journalisten, die sie im vergangenen Monat gefangen genommen hatten, wie Augenzeugen am Dienstag berichteten.

Inmitten scharfer Sicherheitsvorkehrungen feierten im Irak Millionen Schiiten das Aschura-Fest. Aus Angst vor Anschlägen schützten mehr als 33 000 Sicherheitskräfte die Pilger, die nach Kerbela südlich von Bagdad kamen. Das Aschura-Fest erinnert an den Tod des Imams Hussein im Jahr 680. Die Schiiten betrachten den Enkel des Propheten Mohammed als Märtyrer. Viele Gläubige geißeln sich am Aschura-Fest selbst.