Isis-Vormarsch: Saddams Geburtsstadt unter Beschuss

Um den Isis-Vormarsch zu stoppen, wollen Regierungstruppen Tikrit zurückerobern. Fünf russische Jets sollen die Armee unterstützen.

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Tikrit. Nach dem Beginn einer Offensive der irakischen Armee auf Tikrit haben sich Regierungstruppen und Isis-Milizen am Wochenende schwere Kämpfe um die Stadt geliefert. Das Militär griff die Aufständischen mit Panzern, gepanzerten Fahrzeugen und aus der Luft an. Widersprüchliche Nachrichten gab es über die militärische Lage. Die BBC meldete Sonntag unter Berufung auf Augenzeugen, die Armee habe sich wegen scharfen Widerstands südlich von Tikrit zurückziehen müssen.

Das regierungstreue Nachrichtenportal Al-Sumeria berichtete dagegen, die Armee sei tiefer in die Stadt eingedrungen und habe große Teile von Aufständischen „gesäubert“. Ein Militärsprecher sagte, Regierungssoldaten kontrollierten die Universität von Tikrit vollständig und hätten dort die irakische Flagge gehisst. Allerdings hatte es schon am Freitag geheißen, irakische Soldaten hätten die Universität eingenommen.

In Bagdad traf Sonntag die erste Lieferung von fünf gebrauchten russischen Kampfflugzeugen ein. Die Jets des Typs Suchoi Su-25 seien bald einsatzbereit, teilte das Verteidigungsministerium mit. Die gepanzerten Erdkampfflugzeuge sollen die irakischen Truppen im Kampf gegen die Isis-Milizen unterstützen.

Mit der am Samstag begonnenen Offensive auf Tikrit versucht die Armee, die strategisch wichtige Stadt von der Terrorgruppe Islamischer Staat im Irak und in Syrien (Isis) zurückzuerobern. So will sie den weiteren Vormarsch der Extremisten auf die rund 170 Kilometer entfernte Hauptstadt verhindern. Tikrit liegt an einer Hauptverbindungslinie zwischen dem Norden des Landes und Bagdad.

Isis-Kämpfer und ihre sunnitischen Verbündeten beherrschen mehr als zwei Wochen nach Beginn ihres Vormarsches große Teile des Nordens und Westens des Iraks. Sie wollen die Hauptstadt Bagdad einnehmen und ein grenzüberschreitendes Kalifat gründen.

Regierungstruppen war es am Samstag nach eigenen Angaben gelungen, Al-Awja, einen Vorort von Tikrit, einzunehmen. Dort wurde der frühere Diktator Saddam Hussein geboren und nach seinem Tod im Jahr 2006 begraben. Soldaten hätten Al-Awja befreit, sagte ein Armeeoffizier. Die Angaben ließen sich von unabhängiger Seite nicht überprüfen.

Auch andernorts im Land gab es Kämpfe. Der staatliche TV-Sender Al-Irakija meldete, irakische Kampfjets hätten ihre Angriffe auf die von Isis beherrschte nordirakische Stadt Mossul verstärkt. In der Provinz Salaheddin entführten Isis-Kämpfer laut Sicherheitskreisen 26 Menschen. Kämpfe wurden auch aus Bakuba 60 Kilometer nördlich von Bagdad gemeldet. dpa