Istanbuler Polizei setzt Wasserwerfer gegen Demonstranten ein
Istanbul (dpa) - Die Polizei ist in der türkischen Metropole Istanbul erneut mit Wasserwerfern und Reizgas gegen Demonstranten vorgegangen. Die Beamten feuerten auch Plastikgeschosse auf die rund 1000 Menschen, die am Samstagabend versuchten, auf den zentralen Taksim-Platz zu gelangen.
Vor allem der auf den Platz führende Istiklal-Boulevard versank in einer Wolke von Tränengas. Neben den Demonstranten flohen auch viele Touristen verschreckt in die Seitenstraßen. Die Restaurants und Bars rund um den Taksim Platz sind vor allem an Wochenenden beliebt.
Hintergrund der Demonstration war die Verhaftung prominenter Aktivisten der seit Wochen andauernden regierungsfeindlichen Proteste. Den mittlerweile wieder freigelassenen Demonstranten drohen Prozesse wegen angeblicher Gründung einer terroristischen Vereinigung. Die landesweiten Proteste hatten sich Ende Mai an Regierungsplänen entzündet, den Gezi-Park am Taksim-Platz zu bebauen. Sie richten sich inzwischen vor allem gegen den autoritären Regierungsstil der Regierung.
Die Aktivisten berichteten nach ihrer Freilassung von Misshandlungen durch die Polizei. Die Präsidentin der Istanbuler Architektenkammer, Mücella Yapici, hatte am Freitag auf einer Pressekonferenz erklärt, sie habe sich in Untersuchungshaft einer demütigenden Leibesvisitation unterziehen lassen müssen, und die Polizei habe der Diabetikerin ihre lebenswichtigen Medikamente erst nach Stunden gegeben.