Jemens Präsident bei Attacke auf Palast verletzt
Sanaa (dpa) - Bei einer Attacke auf seine Residenz ist der jemenitische Präsident Ali Abdullah Salih leicht verletzt worden. Salih wurde am Freitag während eines Gebetes, das er mit anderen Politikern in einer Moschee neben dem Palast verrichtete, von einem Granatsplitter am Kopf getroffen.
Das sagte einer seiner Vertrauten dem Nachrichtensender Al-Arabija. Der seit 1978 herrschende Salih drohte seinen Gegnern nach dem Anschlag blutige Rache an. Nach seinen Angaben starben bei der Attacke vom Freitag sieben Menschen. Die USA verurteilten die „sinnlose Gewalt“ in dem vom Terror heimgesuchten Armenhaus der arabischen Halbinsel.
Salih (69) machte einen rivalisierenden Clan für den tödlichen Angriff auf seine Residenz verantwortlich. Der über Jahre von den USA unterstützte Präsident kündigte in einer am Abend vom Staatsfernsehen ausgestrahlten Audio-Botschaft an, die „Bande der Al-Ahmar-Söhne zu vernichten“. Das berichteten die arabischen Nachrichtensender Al-Arabija und Al-Dschasira. In den vergangenen Tagen hatten sich die Regierungstruppen in der Hauptstadt Gefechte mit Kämpfern des Al-Ahmar-Clans geliefert, der sich mit den Demonstranten solidarisiert hatte.
Die USA verurteilten die Auseinandersetzungen zwischen Regierungstruppen und Salih-Gegnern in dem Land scharf. Es handele sich um „sinnlose Akte der Gewalt“, die sofort von allen Seiten beendet werden müssten, sagte Regierungssprecher Jay Carney in Washington. Stattdessen solle ein friedlicher Transfer der politischen Macht durchgeführt werden, wie ihn die arabischen Golfstaaten vorgeschlagen hatten. Der Plan sieht Salihs Rücktritt vor, der sich aber gegen diesen Schritt wehrt.
Unmittelbar nach der Attacke auf die Residenz waren in dem Viertel noch Schüsse und Detonationen zu hören. Nach ersten Angaben des staatlichen jemenitischen Fernsehens wurden der Prediger der Moschee und drei Angehörige der Präsidentengarde getötet.
„Dies war ein Attentatsversuch und er ist fehlgeschlagen. Seiner Exzellenz dem Präsidenten geht es gut und er wird bald vor die Presse treten“, sagte Jassir al-Jamani, ein Parteigenosse des Präsidenten, nach dem Anschlag. Mehrere Politiker seien verletzt worden, darunter Parlamentspräsident Jahja al-Rai und Vize-Ministerpräsident Raschad al-Alimi.
Nach Augenzeugenberichten hatte die Republikanische Garde, die loyal zu Präsident Salih steht, vor der Attacke die Häuser von General Mohsen al-Ahmar und Oppositionspolitiker Scheich Hamid al-Ahmar angegriffen. Die Anhänger der beiden Männer hätten daraufhin zum Gegenschlag ausgeholt und auf das Gelände des Präsidentenpalastes gefeuert, sagten die Augenzeugen.
In den vergangenen Tagen hatten sich die Regierungstruppen in der Hauptstadt Gefechte mit Kämpfern des Al-Ahmar-Clans geliefert. Die Demonstranten selbst waren an den Kämpfen aber nicht beteiligt. In der Stadt Tais feuern Soldaten von Einheiten, die loyal zu Salih stehen, seit Tagen auf Demonstranten.
Der Armeekommandeur Ali Mohsen al-Ahmar gehört zur Familie des Präsidenten. Al-Ahmar hatte bislang versucht, die von ihm befehligte Brigade aus den seit rund zwei Wochen anhaltenden Gefechten zwischen den Regierungstruppen und den Kämpfern von Scheich Sadik al-Ahmar herauszuhalten. Mehrere Staaten hatten diese Woche ihre Diplomaten aus Sicherheitsgründen aus Sanaa abgezogen. Fast alle Deutschen haben das Land bereits verlassen.