Käfer, Raupen und Heuschrecken im Kampf gegen den Hunger
Experten wollen mehr proteinreiche Insekten auf die Teller bringen. Doch im Westen gibt es eine „Ekel-Schranke“.
Rom. Leckere Libellen, Grillen vom Grill, dazu geröstete Käfer oder ein Zikaden-Barbecue — steht all das auf dem Speiseplan der Zukunft? Für viele Menschen in Afrika, Asien und Lateinamerika gehören Insekten zu den täglichen Nahrungsmitteln — vor allem, wenn Fleisch und Fisch rar sind. Die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) in Rom lädt jetzt dazu ein, im Westen die „Ekel-Schranke“ gegen die eiweißreichen Tierchen abzubauen und mehr regelrechte Aufzuchtfarmen etwa in Südostasien zu errichten. Denn der internationale Handel mit essbaren Insekten ist bislang unbedeutend.
Weil Hunderte von Millionen Menschen weltweit hungern und es auch sonst gute Gründe dafür gibt, kommt die FAO nach langen Forschungen auf die fast 2000 essbaren Insektenarten auf der Erde zurück.
Während sich weltweit etwa zwei Milliarden Menschen zumindest teilweise von Insekten — darunter auch Bienen, Ameisen, Raupen und Wasserwanzen — ernähren, finden sie sich in Europa nur auf exotischen Märkten. Die Verbraucher, die Politik und die Investoren des Nahrungssektors müssten über die Vorzüge der Insekten in Aufklärungskampagnen noch informiert werden, so die FAO.
„Die Insekten, so zeigt sich, produzieren weniger Treibhausgase und Ammoniak als Kühe und Schweine. Sie benötigen deutlich weniger Land und Wasser als die Viehzucht.“ So wirbt die UN-Organisation für einen Ausbau der Aufzucht auf speziellen Farmen. Denn das schafft Arbeitsplätze, die auch noch ökologisch nachhaltig sind. Dabei liefern viele Insekten im hohen Maße ungesättigte Fettsäuren, viel Eisen, Fett, Mineralien und Vitamine. Als ein Vorteil gilt auch, dass diese Tierchen oft dort gesammelt oder gezüchtet werden, wo man, zumindest bisher, keine Pestizide anwendet. Vor allem in den Wäldern.
„Die Thais beispielsweise essen Maden, Heuschrecken, Kakerlaken und einiges andere mehr, als Snack, meist frittiert und dann zum Bier“, berichtete der deutsche Geschäftsmann Moritz Janosch (32) von seinen asiatischen Erfahrungen.
Dass vieles sich in Thailand abspielt, ist kein Zufall: Dort sammeln oder züchten tausende Farmer Insekten. Auch in Laos und in Vietnam ist das mehr als eine Freizeitbeschäftigung. In China werden Skorpione bereits in Zuchtanlagen aufgepäppelt, während im südlichen Afrika die Mopane-Raupe milliardenfach als Nahrung dient. Denn bei steigender Weltbevölkerung müssen immer mehr Menschen ernährt werden, und die Vorliebe von Milliarden für das saftige Steak vom Rind oder Schwein belastet Umwelt und Ressourcen.
Grillen etwa fressen um ein Mehrfaches weniger als Rinder, Schafe oder auch Schweine für die Proteinmenge, die sie — wiederum auch als Tierfutter — dem „Züchter“ dann liefern.