Kein Ende des Blutvergießens in Syrien

Kairo/Tel Aviv/New York (dpa) - Das Regime des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad schlägt trotz aller internationalen Proteste den Volksaufstand im eigenen Land mit immer größerer Gewalt nieder.

Bei den bislang größten Demonstrationen sind am Freitag und Samstag nach Angaben einer syrischen Menschenrechtsgruppe mehr als 90 Menschen ums Leben gekommen. Sicherheitskräfte hätten allein in der Protesthochburg Hama 83 Menschen getötet. Eine unabhängige Überprüfung dieser Angaben ist nicht möglich.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon äußerte sich „zutiefst beunruhigt“ über die steigende Zahl von Todesopfern. Seit Beginn der Demonstrationen gegen die syrische Regierung Mitte März seien schon mehr als 1000 Demonstranten ums Leben gekommen, erklärte Ban am Freitag über seinen Sprecher in New York. Der UN-Chef forderte eine „umfangreiche, unabhängige und offene Untersuchung aller Fälle“. Besonders alarmiert sei er über Berichte, nach denen „Kinder unter Folter, durch Scharfschützen und Granatfeuer“ ums Leben kamen.

In der Protesthochburg Hama hätten auch am Samstag wieder Scharfschützen in eine Gruppe von Demonstranten geschossen, teilten Mitglieder der Opposition mit. Drei Menschen, die an einer Beerdigung für die Getöteten vom Vortag teilgenommen hätten, seien ums Leben gekommen.

Angesichts der seit zehn Wochen fortwährenden Proteste hat die syrische Führung laut des arabischen Fernsehsenders Al-Dschasira auch in vielen Landesteilen den Zugang zum Internet unterbrochen. Die Opposition solle daran gehindert werden, sich über soziale Netzwerke zu organisieren oder Aufnahmen von Opfern ins Ausland zu senden.

Das gewaltsame Vorgehen der Sicherheitskräfte in Hama erinnert an die blutige Niederschlagung von Protesten im Februar 1982. Damals verübten Sicherheitskräfte von Ex-Präsident Hafis al-Assad, dem inzwischen verstorbenen Vater des amtierenden Präsidenten, ein Massaker in Hama. Nach unterschiedlichen Angaben sollen damals zwischen 10 000 und 40 000 Menschen getötet worden sein.

In Syrien gehen die Bürger seit März auf die Straße, um politische Veränderungen zu verlangen. Die Sicherheitskräfte haben immer wieder Schusswaffen gegen die gewaltlosen Demonstranten eingesetzt. Mehr als 1000 Menschen sind nach Angaben der Opposition inzwischen getötet und weitere 10 000 verhaftet worden.