Nato setzt Kampf-Hubschrauber in Libyen ein
Tripolis (dpa) - Mit wendigen Kampfhubschraubern nimmt die Nato jetzt die Truppen des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi ins Visier. Erstmals griffen französische „Gazelles“ und britische „Apaches“ in der Nacht zum Samstag in den Konflikt ein.
Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in London griffen die Hubschrauber eine Radarstellung und einen militärischen Kontrollpunkt in der Nähe der ostlibyschen Stadt Al-Brega an.
Britische Militärexperten sprachen von einer weiteren Eskalation des Konflikts. Bisher waren bei der Militäraktion, deren Führung die Nato Anfang April übernommen hatte, über libyschem Gebiet nur Kampfflugzeuge und Marschflugkörper eingesetzt worden.
Einer von zwei britischen „Apaches“ wurde von Truppen des libyschen Regimes beschossen. Beide Helikopter kehrten aber sicher auf ihr Kriegsschiff „HMS Ocean“ zurück, sagte Generalmajor Nick Pope vom britischen Verteidigungsministerium am Samstag. „Hellfire-Raketen und 30-Millimeter-Kanonen wurden verwendet, um die Ziele zu zerstören“, sagte er.
Die Franzosen sollen Maschinen der Typen „Tiger“ und „Gazelle“ eingesetzt haben. Frankreich hatte den Hubschrauberträger „Tonnerre“ entsandt, auf dem nach Medienberichten 15 Kampfhubschrauber vom Typ „Tiger“ oder „Gazelle“ und vier „Puma“-Transporthubschrauber stationiert sind. Ein Teil der „Gazelle“-Hubschrauber soll über Panzergeschütze und Wärmekameras verfügen.
Der britische Verteidigungsminister Liam Fox sieht in dem Einsatz keinen Beweis für ein Scheitern der bisherigen Nato-Strategie. „Die Verwendung von Kampfhubschraubern ist die logische Ausweitung von dem, was wir bisher schon tun“, sagte Fox am Rande einer Sicherheitskonferenz in Singapur.
Der Einsatz der Hubschrauber zeige den Willen der Nato, die Bandbreite ihrer Möglichkeiten zu nutzen, sagte Fox. Aufgabe der Truppen sei es weiterhin, wie in der UN-Resolution vorgesehen, die Kommandostrukturen von Machthaber Muammar al-Gaddafi zu schwächen und seine Versorgungswege zu beschneiden.
Laut dem britischen Verteidigungsministerium wurden in der Nacht zum Samstag auch wieder Angriffe mit Kampfflugzeugen geflogen. Flugzeuge der königlichen Luftwaffe hätten eine weitere Militäreinrichtung in Ostlibyen und zwei Munitionsbunker in Zentrallibyen angegriffen. Die Entsendung der Kampfhubschrauber war von der britischen Regierung in der vergangenen Woche beschlossen worden.
Im US-Kongress löst der seit über zwei Monaten andauernde Libyen-Militäreinsatz des Westens zunehmend Ungeduld aus. Am Freitagabend forderte das Repräsentantenhaus Präsident Barack Obama mit einer Resolution auf, die amerikanische Rolle in dem Konflikt zu erklären sowie Details über die geplante Dauer und voraussichtlichen Kosten der US-Beteiligung zu nennen.