Kerry und Lawrow fordern Einhaltung der Waffenruhe in Syrien
Moskau/Damaskus (dpa) - Russland und die USA haben die Konfliktparteien in Syrien gemeinsam zur Einhaltung der Waffenruhe aufgerufen. US-Außenminister John Kerry telefonierte deswegen mit seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow.
Nach russischen Angaben stimmten sie ihre Positionen vor der geplanten Fortsetzung der Syriengespräche Mitte Mai in Genf in der Schweiz ab.
Kerry hatte vor dem Telefonat gefordert, Moskau solle Druck auf die syrische Regierung ausüben, damit sie alle Luftangriffe auf die Rebellengebiete in der Großstadt Aleppo einstellt. Die „tagtäglich vom syrischen Regime in Gang gesetzte Tötungsmaschine“ müsse gestoppt werden, forderte Kerry vor Reportern in Genf.
Der UN-Syrien-Vermittler Staffan de Mistura wird an diesem Dienstag in Moskau erwartet. Russland fordert die syrische Opposition zu direkten Gesprächen mit der damaszener Regierung bei der kommenden Runde der Genfer Friedensverhandlungen auf. Außerdem sollten dann die syrischen Kurden beteiligt werden, sagte Vizeaußenminister Gennadi Gatilow der Agentur Interfax. Nur unter diesen Bedingungen könnten die Gespräche Mitte Mai effektiv sein. Es solle dann schon um den künftigen syrischen Staatsaufbau gehen, erklärte Gatilow.
Das Oberhaupt der Syrisch-Orthodoxen Kirche verurteilte Angriffe der Rebellen auf von der Regierung beherrschte Stadtteile Aleppos am orthodoxen Ostersonntag. „Christen in Aleppo wurden der Freude und der Festlichkeiten dieses erfreulichen Ereignisses beraubt“, teilte Patriarch Ignatius Ephräm II. mit.
Der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge wurden am Sonntag mindestens drei Menschen in Regimegebieten getötet. Bilder von Aktivisten in Sozialen Netzwerken zeigten große Zerstörung etwa in dem hauptsächlich christlichen Stadtteil Al-Suleimanija. Rund zehn Prozent der Bevölkerung Syriens sind Christen. Die orthodoxen Kirchen feierten das Osterfest am 1. Mai.
Trotz der seit Ende Februar geltenden Waffenruhe ist die Gewalt in Aleppo zuletzt eskaliert. Laut den Menschenrechtsbeobachtern starben in den vergangenen Tagen rund 250 Zivilisten bei Bombardements des Regimes sowie bei Rebellangriffen in Aleppo. Die schwer umkämpfte Stadt gilt als das wichtigste Schlachtfeld im syrischen Bürgerkrieg. Die Regierung beherrscht den Westen der Stadt, Regimegegner den Osten.
Bei türkischem Artilleriefeuer und Drohnenangriffen der US-geführten Anti-IS-Koalition sind nach unbestätigten türkischen Angaben 63 Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien getötet worden. Die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu meldete unter Berufung auf ungenannte Sicherheitskreise, das Militär habe über die Grenze hinweg das Feuer auf IS-Stellungen in Syrien eröffnet. Dabei seien 34 IS-Kämpfer getötet worden. Es habe sich um Vergeltungsangriffe für den IS-Raketenbeschuss auf die türkische Grenzstadt Kilis gehandelt. Wie die Toten gezählt wurden, blieb unklar.