Knappes Rennen um Präsidentenamt in Kroatien
Zagreb (dpa) - Der kroatische Staatspräsident Ivo Josipovic hat die erste Runde zur Wahl des Staatsoberhauptes nur knapp gewonnen.
Der für die regierenden Sozialdemokraten angetretene Juraprofessor erreichte am Sonntag mit 38,5 Prozent deutlich weniger Stimmen als ihm alle Umfragen vorhergesagt hatten, wie die staatliche Wahlkommission nach Auszählung fast aller Wahllokale in Zagreb mitteilte. Weil er nicht die verlangte absolute Mehrheit erzielte, muss er in zwei Wochen in die Stichwahl.
Dort wird er herausgefordert von der Kandidatin der größten Oppositionspartei HDZ, Kolinda Grabar Kitarovic. Die Diplomatin landete mit 37,2 Prozent auf dem zweiten Platz. Entscheidend bei der Stichwahl sei, wer die Wähler der beiden abgeschlagenen Kandidaten für sich gewinnen kann, erläuterten Wahlexperten.
Der 24 Jahre alte Student und „Bürgerschreck“ Ivan Sincic war die eigentliche Überraschung des Wahltages. Er erreichte mit seiner Fundamentalkritik am „politischen Establishment“ und an den Banken aus dem Stand 16,4 Prozent der Stimmen. Auf dem letzten Platz landete der Konservative Milan Kujundzic mit 6,3 Prozent.
Da viele Bürger wegen der langen sozialen und wirtschaftlichen Krise von den Politikern enttäuscht sind, gaben nur 47 Prozent der 3,8 Millionen Wähler ihre Stimme ab. Daneben war die Zahl der ungültigen Stimmzettel mit 1,55 Prozent ungewöhnlich hoch. Die Präsidentenwahl ist das politische Vorspiel zur Parlamentswahl in einem Jahr. In den aktuellen Umfragen liegt die oppositionelle HDZ klar vor den regierenden Sozialdemokraten.