Kroaten stimmen EU-Beitritt ohne große Begeisterung zu
Zagreb (dpa) - Kroatiens Bürger haben in einem Referendum Ja zum EU-Beitritt gesagt. Das Adrialand wird damit das 28. Mitglied der Europäischen Union. Doch das Interesse an der Abstimmung war erschreckend gering.
Rund zwei Drittel der Wahlberechtigten stimmten nach ersten Auszählungen dafür, dass ihr Land am 1. Juli 2013 das 28. Mitglied der Union wird. Das teilte die staatliche Wahlkommission nach dem Referendum am Sonntag in Zagreb mit. Von den 4,5 Millionen Stimmberechtigten nahmen allerdings weniger als 50 Prozent an der Abstimmung teil, berichteten die Medien übereinstimmend.
Das Referendum sei „ein historischer Tag für Kroatien“, sagten die Spitzenpolitiker des Landes einhellig nach ihrer Stimmabgabe. „Die EU ist eine Chance für den Fortschritt und die Entwicklung aller kroatischen Talente“, sagte Regierungschef Zoran Milanovic. Die Zeitung „Vecernji list“ titelte: „Tag der Entscheidung: Europa oder Balkan! Wählen wir die Zukunft!“. „Es freut mich, dass Europa mein Zuhause wird“, sagte Staatspräsident Ivo Josipovic.
Obwohl praktisch alle Medien sowie Regierung und Opposition einhellig für ein Ja zur EU geworben hatten, konnten die EU-Gegner offensichtlich doch punkten und die Bürger von der Abstimmung fernhalten. „Kroatien ignoriert das Referendum“, titelte die Zeitung „Danas“ in Zagreb. Kroatien werde ans Ausland verkauft und verliere seine Identität, hatte das Lager der radikalen Nationalisten seine Ablehnung begründet.
Demgegenüber warb selbst das Idol der Extremisten für ein Ja zu Europa. „Ich werde für die EU stimmen, weil wir zivilisatorisch dahin gehören“, kündigte der vom UN-Kriegsverbrechertribunal angeklagte General Ante Gotovina am Wahltag aus seiner Gefängniszelle an. Dagegen hatten die Befürworter gewarnt, ein Nein zu Brüssel führe für das kleine Kroatien unweigerlich in eine „wirtschaftliche und politische Katastrophe“.
Die Staats- und Regierungsspitze feierte am Sonntagabend im Parlament in Zagreb das Ergebnis der EU-Abstimmung. Die EU-Gegner verlangten mit Hinweis auf die niedrige Wahlbeteiligung eine Wiederholung des Referendums. „Die Abstimmung war nicht legitim, weil nicht die Mehrheit des Volkes teilgenommen hat“, begründeten sie ihren Standpunkt.