Mann erschießt drei Menschen in jüdischen Einrichtungen in den USA
Kansas City (dpa) - Ein 73-Jähriger mit antisemitischen Hintergrund hat in zwei jüdischen Einrichtungen im US-Bundesstaat Kansas drei Menschen erschossen. Bei seiner Festnahme rief er Medienberichten zufolge „Heil Hitler“ und zeigte den Hitler-Gruß.
Die Polizei ermittelt wegen des Verdachts eines rassistisch motivierten „Hass-Verbrechens“. Nach Angaben einer Bürgerrechtsgruppe war der Täter früher ein lokaler Führer der rassistischen Organisation Ku-Klux-Klan und seit vielen Jahren als Antisemit bekannt. US-Präsident Barack Obama und der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu äußerten sich entsetzt.
Der örtliche Polizeichef John Douglass sagte, der Schütze habe am Sonntag (Ortszeit) auf dem Gelände eines jüdischen Gemeindezentrums in Overland Park in der Nähe von Kansas City das Feuer eröffnet. Zwei Menschen - ein Großvater und sein 14 Jahre alter Enkel - seien in einem Auto getroffen worden. Der Großvater sei auf der Stelle tot gewesen, der Enkel wenig später in einem Krankenhaus gestorben. Laut Medienberichten handelt es sich bei den beiden Opfern um Mitglieder einer christlichen Methodisten-Kirche.
Anschließend fuhr der Schütze zu einem nahe gelegenen jüdischen Seniorenheim und erschoss dort eine Frau, wie Polizeichef Douglass weiter sagte. Es gebe keine Hinweise darauf, dass der Täter die Opfer gekannt habe. „Wir ermitteln wegen eines Hass-Verbrechens“, sagte Douglass. Zu den genauen Motive äußerte er sich allerdings nicht.
Netanjahu verurteilte das Verbrechen scharf. Es sei „allem Anschein nach aus Hass auf Juden verübt worden“, teilte sein Büro am Montag mit. „Allen voran der Staat Israel zusammen mit allen Mitgliedern der zivilisierten Gemeinschaft sind dem Kampf gegen diese Plage verpflichtet“, sagte Netanjahu weiter.
Obama sprach von einer entsetzlichen Tat. Er sagte alle Ressourcen zu, um das Verbrechen aufzuklären. Auch die Bundespolizei FBI schaltete sich in die Ermittlungen ein.
Die Anti-Diffamierungsliga (New York) sprach von einer „feigen, unaussprechlichen und abscheulichen Gewalttat“, warnte aber zugleich vor voreiligen Schlüssen über die genauen Motive.
Nach Angaben der US-Bürgerbewegung Southern Poverty Law Center (SPLC), die vor allem gegen Rassismus kämpft, gehörte der Täter „fast sein gesamtes Leben“ dem heute verbotenen Geheimbund Ku-Klux-Klan (KKK) an. In den 1980er Jahren habe er die KKK-Gruppe „Grand Dragon“ (Großer Drache) gegründet.
Zudem hab er eine lange Geschichte als Antisemit und habe nach einem Prozess unter anderem wegen der Ermordung eines SPLC-Gründers drei Jahre im Gefängnis gesessen. Im Prozesss habe er als Kronzeuge gegen einen KKK-Führer ausgesagt und ein mildes Urteil erhalten. Nach Informationen des TV-Senders NBC musste der Schütze 1979 wegen seiner KKK-Aktivitäten den Dienst bei der US-Eliteeinheit „Green Berets“ quittieren.
Der auf das Jahr 1865 zurückgehende KKK kämpfte als Geheimbund mit Morden an Schwarzen und Attentaten auf Politiker gegen die Abschaffung der Sklaverei. Die Mitglieder trugen bei ihren nächtlichen Überfällen weiße Kutten mit Kapuzen und verbreiteten mit brennenden Kreuzen Angst und Schrecken. In den 1960er Jahren richtete sich ihr Augenmerk auf Mitglieder der schwarzen Bürgerrechtsbewegung. Seit den 1990er Jahren greift der Ku-Klux-Klan gezielt schwarze Kirchengemeinden an. Nach Schätzungen von Experten zählt der Klan in den USA heute 5000 bis 8000 Mitglieder in rund 150 unabhängigen Ortsgruppen. Der Bund knüpfte Kontakte zu Rechtsextremisten im Ausland, darunter auch in Deutschland.