Manning muss 35 Jahre in Haft
US-Soldat wegen Weitergabe von Kriegsdokumenten verurteilt.
Fort Meade. Der US-Soldat Bradley Manning ist für die Weitergabe geheimer Kriegsdokumente an die Enthüllungsplattform Wikileaks zu 35 Jahren Haft verurteilt worden. Zudem wurde der 25-Jährige unehrenhaft aus der Armee entlassen und rückwirkend degradiert, wie das US-Militärgericht am Mittwoch in Fort Meade bei Washington bekanntgab. Auch seine Pensionsansprüche verliert er.
Die Anklage hatte mindestens 60 Jahre Gefängnis und 100 000 Dollar (75 000 Euro) Geldstrafe gefordert, die Verteidiger hingegen nicht mehr als 25 Jahre. Bei guter Führung kann Manning im besten Fall nach weniger als zehn Jahren freikommen. Er hatte als Geheimdienst-Analyst beim US-Heer im Irak Hunderttausende vertrauliche Dokumente an Wikileaks gegeben.
Richterin Denise Lind hatte Manning Ende Juli unter anderem wegen Geheimnisverrats, Spionage, Computerbetrugs und Diebstahls für schuldig befunden. Im schwerwiegendsten Punkt „Unterstützung des Feindes“ (aiding the enemy) sprach sie ihn dagegen frei.
In ihrer Urteilsbegründung hatte Lind gesagt, Manning habe „rücksichtlos“ gehandelt und mit seinen Taten andere Amerikaner in Gefahr gebracht. Dreieinhalb Jahre werden von der nun verhängten Strafe abgezogen, weil Manning seit Mai 2010 in Haft sitzt und Lind ihm 122 Tage wegen schlechter Behandlung während dieser Zeit erlassen hatte.
Die Bürgerrechtsorganisation Amnesty International forderte US-Präsident Obama auf, Manning auf freien Fuß zu setzen. Statt den jungen Mann „für Jahrzehnte einzubuchten, sollte die US-Regierung ihre Aufmerksamkeit darauf richten, die ernsthaften Menschenrechtsverstöße ihrer Beamten im Namen des Anti-Terror-Kampfes zu untersuchen und juristisch zu ahnden“, so Direktor Widney Brown.
Das Strafmaß wird automatisch einem Berufungsgericht zur Prüfung vorgelegt. Zudem kann die Verteidigung das Urteil durch mehrere Instanzen bis zum Obersten Gerichtshof anfechten. dpa