Marokko will Auslieferung von spanischem Kinderschänder
Madrid/Rabat (dpa) - Nach seiner skandalträchtigen Begnadigung durch das marokkanische Königshaus und seiner Festnahme in Spanien sitzt der Kinderschänder Daniel Galván wieder hinter Gittern.
Der Ermittlungsrichter am Nationalen Gerichtshof in Madrid habe am Dienstag nach einer Vernehmung des 64-Jährigen Untersuchungshaft angeordnet, berichteten Medien unter Berufung auf Justizkreise. Nun solle über einen Auslieferungsantrag Marokkos entschieden werden.
Wegen der Vergewaltigung von elf Kindern war Galván 2011 in Marokko zu 30 Jahren Haft verurteilt worden. Am Mittwoch war er aber im Rahmen einer Amnestie von König Mohammed VI. für 1044 Häftlinge auf freien Fuß gesetzt worden. Nach heftigen Protesten widerrief Mohammed den Gnadenerlass in einem noch nie dagewesenen Rückzieher. Mit einem von Rabat ausgestellten internationalem Haftbefehl machte die spanische Polizei Galván dann am Montag in Murcia dingfest.
Richter Fernando Abreu habe die Inhaftierung Galváns in der Anstalt Soto del Real rund 40 Kilometer nördlich von Madrid beschlossen, weil seiner Ansicht nach Fluchtgefahr bestehe. Der Pädophile habe sich geweigert, freiwillig nach Marokko zurückzukehren, hieß es in den Medienberichten. Rechtsexperten wiesen darauf hin, dass ein 1997 zwischen Spanien und Marokko unterzeichnetes Abkommen die Auslieferung eigener Staatsangehöriger ausschließt.
Vor dem Hintergrund der landesweiten Empörung in Marokko hoffen die Behörden des nordwestafrikanischen Landes, dass der Spanier zumindest den Rest seiner Strafe in einem spanischen Gefängnis absitzen muss. In dem südeuropäischen Land darf ein Gnadenerlass jedoch eigentlich nicht rückgängig gemacht werden. Es sei aber nicht ausgeschlossen, dass Galván doch seine Strafe in Spanien verbüßen muss, betonte der Chef der Abteilung für internationale Zusammenarbeit des Außenministeriums in Madrid, Angel Lorente, nach einem Treffen mit einer marokkanischen Delegation, ohne dies jedoch weiter zu erläutern.
Die Begnadigung Galváns hatte in Marokko große Empörung ausgelöst. Am Freitag hatte die Polizei landesweite Proteste Tausender Menschen gegen den königlichen Erlass brutal niedergeschlagen. Eine für Dienstagnacht angekündigte Großdemonstration gegen die Begnadigung in Casablanca, der bevölkerungsreichsten Stadt des Landes, sollte nach einem Bericht der Onlinezeitung „Lakome“ auch nach Aufhebung des Gnadenerlasses und der Festnahme Galváns stattfinden.
In einer für den König ungewöhnlichen Rechtfertigung hatte Mohammed versichert, er habe den Erlass unterzeichnet, weil er über die Taten Galváns nicht informiert worden sei. Inzwischen setzte er den Chef der Gefängnisbehörde wegen „Fahrlässigkeit“ ab.
Alles deutet auf grobe Fehler hin: Wie die spanische Regierung inzwischen wissen ließ, hatte man bei den marokkanischen Behörden vor einiger Zeit die Verlegung Galváns nach Spanien beantragt, nicht aber dessen Begnadigung. Man habe eine Liste mit 48 spanischen Gefangenen vorgelegt, von denen 18 begnadigt und 30 verlegt werden sollten. Der König habe aber aus unbekannten Gründen alle amnestiert, hieß es. In Spanien äußerte die sozialistische Oppositionspartei PSOE am Dienstag die Sorge, neben Galván könnten weitere sehr gefährliche spanische Verbrecher in Marokko auf freien Fuß gesetzt worden sein. Man fordere deshalb von der Regierung Aufklärung.