Mehr als 50 Tote bei Bombenserie im Irak
Kairo (dpa) - Eine Woche vor einem Gipfeltreffen der Arabischen Liga in Bagdad wird der Irak von einer neuen Serie verheerender Anschläge erschüttert. Am Dienstag kamen bei Autobombenattacken und anderen Explosionen nach Angaben aus Sicherheitskreisen mindestens 56 Menschen ums Leben, mehr als 150 wurden verletzt.
Die Anschläge ereigneten sich in Kirkuk, Tikrit und Mossul im Norden des Landes, in der Hauptstadt Bagdad, den weiter südlich gelegenen Städten Kerbela, Hilla und Al-Kut sowie in Ramadi im Westen der Hauptstadt. Sie kamen zum Jahrestag des Irak-Kriegs, der am 20. März 2003 mit der Bombardierung Bagdads durch die US-Armee begann.
Seit dem Abzug der US-Truppen aus dem Irak Ende Dezember 2011 ist die Zahl der Anschläge dort wieder dramatisch gestiegen. Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) verurteilte die „mörderischen Anschläge auf das Schärfste“, wie ein Ministeriumssprecher erklärte. Er rief alle politischen Kräfte Iraks auf, gemeinsam für eine bessere Zukunft ihres Landes arbeiten. „Der Weg des Ausgleichs und des Dialogs ist mühsam, aber unverzichtbar.“
Allein in Kirkuk rund 250 Kilometer nördlich von Bagdad detonierten am Dienstag nach Angaben aus Sicherheitskreisen drei Autobomben. Dort starben demnach 18 Menschen. Mindestens 40 seien verletzt worden, als die Sprengsätze in der Nähe des Polizeihauptquartiers der Stadt explodierten.
In Mossul rund 400 Kilometer nördlich der Hauptstadt kamen nach Angaben der dortigen Behörden neun Menschen um, darunter Polizei- und Armeeangehörige, als drei Sprengkörper explodierten. Ziel der Täter waren den Angaben nach vor allem Konvois der Sicherheitskräfte. Auch in Tikrit kamen demnach bei der Explosion einer Autobombe fünf Menschen ums Leben, 17 weitere wurden verletzt.
In der westlich von Bagdad gelegenen Stadt Ramadi entging der Gouverneur der Provinz Anbar, Kassim al-Fahdawi, einem Autobombenanschlag auf seinen Konvoi. Bei der Explosion wurden allerdings drei Menschen getötet und 27 verletzt.
Zuvor waren im Zentrum von Bagdad bei einem vermutlich von einem Selbstmordattentäter ausgeführten Anschlag mit einer Autobombe mindestens fünf Menschen getötet und acht weitere verletzt worden, wie der Fernsehsender Al-Arabija berichtete.
In Kerbela rund 100 Kilometer südlich der Hauptstadt kamen 13 Menschen bei der Explosion von zwei Autobomben um, weitere 45 seien verletzt worden, hieß es. In der nahe gelegenen Stadt Hilla starben bei einem Autobombenanschlag zwei Menschen, 33 seien verletzt worden.
In der 170 Kilometer südlich von Bagdad gelegenen Provinzstadt Al-Kut gab es einen bewaffneten Angriff auf vier Menschen, die einen Schiitenschrein verließen. Dabei wurde ein Wachmann getötet, wie die Nachrichtenagentur dpa aus Sicherheitskreisen erfuhr.
Vom 27. bis zum 29. März ist im Irak erstmals seit mehr als 20 Jahren wieder ein Gipfeltreffen der Arabischen Liga geplant. Die Regierung des irakischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki hat nach lokalen Medienberichten rund 450 Millionen Dollar (342,5 Mio. Euro) in die Vorbereitung sowie Sicherheits- und Infrastrukturmaßnahmen investiert.
Nach Abzug der US-Truppen aus dem Irak ist in der Regierung ein offener Machtkampf zwischen Sunniten und Schiiten ausgebrochen. Auslöser waren Versuche des Schiiten al-Maliki, sunnitische Politiker zu entmachten. Seitdem ist auch die Zahl der Anschläge wieder dramatisch gestiegen. Nach Angaben der Regierung kamen dabei seit Jahresbeginn mehr als 320 Menschen ums Leben.