Mehr als 50 Tote bei Terroranschlägen in Pakistan
Islamabad (dpa) - In Pakistan sind bei zwei verheerenden Terroranschlägen auf den internationalen Flughafen von Karachi und eine schiitische Pilgergruppe mindestens 58 Menschen ums Leben gekommen.
Bei der Attacke auf den Airport wurden in der Nacht zum Montag nach stundenlangen Schusswechseln mindestens 31 Menschen getötet, darunter auch die zehn schwer bewaffneten Angreifer. Die islamistischen Taliban bekannten sich zu der Tat. In der westlichen Provinz Belutschistan an der Grenze zum Iran töteten Attentäter mindestens 24 Pilger. Auch die drei Angreifer starben.
Am Flughafen der Hafenstadt Karachi, der mit rund zehn Millionen Einwohnern größten Stadt Pakistans, griffen als Polizisten verkleidete Islamisten ein Terminal an, wo Privatmaschinen und Frachtflugzeuge abgefertigt werden. Augenzeugen berichteten von heftigen Schießereien; auch mehrere Explosionen waren zu hören.
Nach fünfstündigen Gefechten meldete Generalmajor Rizwan Akhtar am Morgen, dass alle zehn Terroristen tot seien. Sieben wurden demnach erschossen, drei hätten sich in die Luft gesprengt. Bei den Opfern handelte es sich nach offiziellen Angaben um 14 Mitglieder der Sicherheitskräfte und sieben Zivilisten. Nach den Worten der Ärztin Seemi Jamali der Jinnah-Klinik schwebten von den rund zwei Dutzend Verletzten fünf in kritischem Zustand.
Nach Angaben von Akhtar trugen die Angreifer Sprengstoffwesten und kamen mit gefälschten Ausweisen auf das Gelände. Dort setzten sie auch ein Lagergebäude in Brand. Der Flughafen konnte erst am Nachmittag den Flugbetrieb wieder aufnehmen.
Der Ministerpräsident der Provinz Sindh, Syyed Qaim Ali Shah, erklärte, die Terroristen seien einem ausgeklügelten Plan gefolgt und gut ausgebildet gewesen. Seit 2003 sind bei Talibanattacken in Pakistan rund 40 000 Menschen getötet worden.
Ein Sprecher der islamistischen Extremisten, Shahidullah Shahid, erklärte, die Attacke sei die Rache für Luftangriffe der pakistanischen Armee auf „Unschuldige“ in den Stammesgebieten nahe der Grenze zu Afghanistan. Im Mai waren bei den Luftangriffen nach Militärangaben rund 100 mutmaßliche Militante getötet worden, darunter einige hochrangige Talibananführer. Zuvor hatte es in monatelangen Bemühungen um eine Friedenslösung keine Fortschritte gegeben.
Am Montagmorgen (Ortszeit) waren auf dem Flughafen kurzzeitig erneut Schüsse zu hören: Soldaten schossen versehentlich auf einen Mitarbeiter der Flughafensicherheit, den sie für einen weiteren Terroristen hielten. Der Mann wurde verletzt. Nach Militärangaben wurde bei den Kämpfen kein Flugzeug beschädigt.
Zu den den Anschlägen nahe der iranischen Grenze bekannte sich die wenig bekannte sunnitische Extremistengruppe Jaishul Adil, wie der Sprecher der örtlichen Grenzschutztruppen, Khan Wasseh, am Montag berichtete. Die rund 300 Pilger waren demnach mit zehn Bussen aus dem Iran zurückgekehrt und gerade auf dem Weg in ihre Hotels, als die Angreifer Granaten warfen und das Feuer eröffneten. Zwei der drei Täter sprengten sich selbst in die Luft, einer wurde von Sicherheitskräften erschossen. In der Vergangenheit waren in diesem Teil Pakistans Schiiten immer wieder Ziel von Anschlägen.