Mehr als 500 Islamisten in Ägypten zum Tode verurteilt

Hintergrund sind gewaltsame Proteste gegen die Absetzung von Präsident Mursi. Menschenrechtler sprechen von Skandal.

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Minia. Paukenschlag im Massenprozess gegen Islamisten in Ägypten: Ein Gericht hat Montag 529 Angeklagte unter anderem wegen Mordes zum Tode verurteilt. 16 Angeklagte wurden nach Angaben der Justiz freigesprochen. Ägyptische Menschenrechtler sprachen von einem Skandalurteil. Die Staatsanwaltschaft in der oberägyptischen Stadt Minia hatte den Islamisten die Teilnahme an gewalttätigen Protesten und Mord vorgeworfen. Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig. Auch befinden sich derzeit nur 135 Verurteilte im Gewahrsam der Justiz. Die übrigen Angeklagten wurden in Abwesenheit verurteilt.

Es handelte sich um den Prozess mit der bisher höchsten Zahl von Todesurteilen in der Geschichte Ägyptens. In Ägypten wurden zwischen 1981 und 2000 insgesamt 709 Menschen zum Tode verurteilt und 248 von ihnen hingerichtet.

Die Islamisten in der Provinz Minia hatten im Sommer 2013 gegen die Entmachtung des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi durch das Militär demonstriert. Nach der blutigen Zerschlagung ihrer Protestcamps in Kairo und Alexandria durch die Sicherheitskräfte mit mehr als 1000 Toten kam es in Minia zu Unruhen mit Todesopfern. Die Staatsanwaltschaft warf den Angeklagten den Mord an einem stellvertretenden Bezirks-Polizeikommandeur, Angriffe auf Regierungsgebäude und Brandschatzung von Kirchen der christlichen Kopten vor. dpa