Muammar al-Gaddafi: Vom Helden zur Hassfigur
Mit jedem Jahr seiner Herrschaft verbreitete der libysche Staatschef mehr Angst und Schrecken im Volk.
Tripolis. Für seine Anhänger ist Muammar al-Gaddafi (69) ein Held. Sie lieben sein herrisches Auftreten und seine respektlose Art im Umgang mit den Großen dieser Welt. Für die Mehrzahl der Libyer aber wurde er durch seine Brutalität und seinen wachsenden Größenwahn immer mehr zu einer Hassfigur.
So unterhaltsam seine Zelt-Aufenthalte in europäischen Parks auch gewesen sein mögen — für die Bevölkerung waren seine Eskapaden seit Jahren bitterer Ernst. Denn Kritik am „Bruder Führer“ wurde stets mit Haft und Folter geahndet.
Auch nach Beginn des Aufstandes Mitte Februar gab Gaddafi noch markige Parolen aus: „Wir können jeden Angriff abwehren und das Volk bewaffnen, wenn nötig“, sagte er. Später gab es nur noch Audio-Botschaften. Gaddafi beschimpfte die Rebellen als „Ratten“ und „Agenten der Nato“.
Gaddafi ist launisch und hält sich selbst für unfehlbar. Und er gilt als neurotisch. Er misstraut fast jedem und verlässt sich am liebsten auf die Familie. In einem wilden Zickzackkurs hat er sein Land von der Monarchie in eine Art Volksrepublik geführt. Dann sorgte er dafür, dass Libyen als einer der Hauptsponsoren des Terrorismus gebrandmarkt wurde.
2003 verkündete er plötzlich, Terror und Aufrüstung seien sinnlos. Deshalb werde er nun die Unterstützung von Extremistengruppen beenden und alle Programme zur Entwicklung von Massenvernichtungswaffen einstellen. Belohnt wurde Gaddafi mit verbesserten Beziehungen zu mehreren westlichen Staaten.
Nur eine Konstante gab es in Libyen: Der „Bruder Revolutionsführer“ hat immer Recht. Der 1942 als Sohn eines Bauern geborene Gaddafi liebt den Kult um seine Person. Er ließ überall seine Fotos aufhängen.