„Mütter von Tian'anmen“ fordern Untersuchung
Peking (dpa) - Angehörige des Tian'anmen-Massakers von 1989 haben von der chinesischen Regierung die Aufklärung des Militäreinsatzes und eine öffentliche Debatte gefordert.
Die neue Spitze der kommunistischen Partei solle mutig mit der Vergangenheit umgehen und die Fehler der damaligen Führung wiedergutmachen, schrieben die „Mütter von Tian'anmen“, ein loser Zusammenschluss von Verwandten und Freunden der Opfer, in einem am Donnerstag veröffentlichten Appell.
Am 4. Juni 1989 hatte die chinesische Führung Studentenproteste auf dem Tian'anmen, dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking, vom Militär blutig niederschlagen lassen. Eine kritische Aufklärung gilt bis heute als Tabu.
Die Einsetzung einer Kommission solle die „unabhängige und faire Untersuchung“ der Ereignisse ermöglichen, forderte die Gruppe. Außerdem verlangte sie die Veröffentlichung einer Opferliste und die Zahlung „angemessener Kompensationen“. Die Verantwortlichen sollten für ihre Taten bestraft werden.
Es gehe ihnen um drei Dinge: „Wahrheit, Entschädigung, Verantwortlichkeit“, hieß es in dem offenen Brief, den die in den USA ansässige Menschenrechtsgruppe Human Rights in China (HRiC) verbreitete. 123 Menschen unterzeichneten den Appell. Adressiert ist der Brief an den Nationalen Volkskongress, der Dienstag kommender Woche zusammenkommt.
Seit 1995 fordern die „Mütter von Tian'anmen“ eine offizielle Untersuchung des Massakers und eine Entschuldigung. Die Organisation hat den Tod von rund 200 Menschen bestätigt, geht aber davon aus, dass die tatsächliche Opferzahl deutlich höher ist.