Wahl in Italien: Der brüllende Clown zieht ins Parlament ein

Der Komiker Beppe Grillo ist der Überraschungssieger der Wahl in Italien. Jeder fünfte Wähler stimmte für ihn.

Berlin. Den Politclown Silvio Berlusconi erleben die Italiener seit Jahren, nun haben sie noch einen Clown zum Politiker gemacht: Knapp 20 Prozent der Stimmen haben der Komiker Beppe Grillo und seine Bewegung Fünf Sterne (M5S) Prognosen zufolge bei der Parlamentswahl erhalten. Fast jeder fünfte Italiener hat aus der Abstimmung damit eine Protestwahl gemacht — denn Grillo steht für die Ablehnung der politischen Klasse Italiens. Als Komiker hat Grillo häufig die etablierten Parteien im Visier. Sein Blog ist der meistgelesene Italiens.

Die Kritik als Künstler reicht Grillo irgendwann nicht mehr, deshalb steigt er in die Politik ein. Ab 2007 organisiert er Massendemos gegen die politische Klasse unter dem Titel „Vaffanculo Days“, die „Leck-mich-am-Arsch-Tage“. 2009 gründet er die Sammlungsbewegung Fünf Sterne. Die finanziert der als Komiker zum Millionär gewordene Grillo vor allem aus eigener Tasche: „Erhält keine öffentliche Finanzierung“, prangt auf der Internetseite neben dem Parteilogo.

Grillos Positionen sind einfach und, sagen seine Kritiker, populistisch. Seine Bewegung fordert weniger Geld für Politiker, die Parteien und die öffentlich-rechtlichen Medien. Dazu eine Arbeitswoche von 20 Stunden. Über den Verbleib oder ein Ausscheiden in der Eurozone soll eine Volksabstimmung entscheiden. Nicht reden mag Grillo mit den Medien, die seiner Meinung nach nur dem Parteienproporz dienen.

Die öffentlichen Veranstaltungen Grillos, zu denen häufig Zehntausende strömen, sind legendär. Von Anfang bis Ende steht er dort am Mikrofon und brüllt seinen Anhängern seine Wut gegen die Parteien und ihre Skandale entgegen, gegen den Staat und seine Geldverschwendung, gegen die Medien und ihre Parteilichkeit.

„Grillo bietet keine Lösungen. Er bietet nur Wut“, sagt die deutsch-italienische Parlamentarierin Laura Garavini. Im Abgeordnetenhaus stellt Fünf Sterne nun die drittgrößte Fraktion, nach dem Mitte-links-Bündnis von Pier Luigi Bersani und der Mitte-rechts-Allianz Berlusconis. Eine Beteiligung an der Regierung schloss Grillo Dienstag aus: Eine große Koalition der Bündnisse von Bersani und Berlusconi zu bilden, würden die Abgeordneten seiner Partei blockieren. Somit hat fast jeder fünfte Italiener allein für den Protest gestimmt. Fraglich ist, ob dieses Votum nun verpufft — oder doch eine nachhaltige Wirkung hat.