Mutmaßliche Boston-Bomber hatten auch New York in Visier

Washington (dpa) - Die beiden mutmaßlichen Bombenleger von Boston planten nach dem Blutbad in der Stadt offenbar auch einen Anschlag in New York. Tamerlan und Dschochar Zarnajew hätten „weitere Sprengkörper auf dem Times Square“ zünden wollen, sagte New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg.

Das habe der überlebende Tatverdächtige, der 19-jährige Dschochar Zarnajew, den Ermittlern bei einer Vernehmung erklärt. Allerdings wurde das Duo, das für den Bombenanschlag beim Boston-Marathon mit drei Toten und mehr 200 Verletzten verantwortlich gemacht wird, von der Polizei gestoppt.

Nach Angaben von New Yorks Polizeichef Ray Kelly kaperten die Männer in der Nacht zum vergangenen Freitag im Raum Boston ein Auto, um sich mit sechs selbstgebauten Bomben in die 350 Kilometer entfernte Millionenmetropole aufzumachen. „Der Plan scheiterte, als sie bemerkten, dass das entführte Auto zu wenig Benzin hatte.“ Während sie tankten, flüchtete der Autobesitzer aus dem Wagen und alarmierte die Polizei. Bei der anschließenden Großfahndung wurde der 26-jährige Tamerlan Zarnajew getötet. Sein Bruder wurde später schwer verletzt verhaftet.

Kelly zufolge entschieden sich die Brüder „spontan“ für den belebten Times Square im Herzen New Yorks als Ziel, der von Wolkenkratzern mit Reklametafeln umsäumt und stets von Touristen bevölkert ist. In einer ersten Vernehmung habe der 19-jährige den Ermittlern erklärt, er habe mit seinem Bruder darüber gesprochen, in New York „Party“ zu machen. Bei einer weiteren Befragung habe er dann die Anschlagspläne konkretisiert. Die Brüder hatten fünf Rohrbomben und eine aus einem Schnellkochtopf gebaute Bombe dabei, ähnlich der in Boston verwendeten Sprengsätze.

Die Ermittler untersuchen in dem Zusammenhang auch zwei frühere Aufenthalte Dschochar Zarnajews in New York im April und im November 2012. Im April ließ er sich auf dem Times Square fotografieren.

„Wir wissen nicht, ob wir die Terroristen hätten stoppen können, wenn sie in New York angekommen wären“, sagte Bürgermeister Bloomberg nach Angaben des Senders CNN. „Wir sind dankbar, dass wir die Antwort auf diese Frage nicht herausfinden müssen“, fügte er hinzu. „Tatsache ist, dass New York City ein bevorzugtes Ziel für diejenigen bleibt, die Amerika hassen und Amerikaner töten wollen“, zitierte ihn die „New York Times“.

New York war am 11. September 2001 Schauplatz der Flugzeug- Anschläge islamistischer Selbstmordattentäter auf das World Trade Center mit tausenden Toten. Am 1. Mai 2010 versuchte Faisal Shahzad - ein Amerikaner pakistanischer Abstammung - auf dem Times Square eine in seinem Wagen versteckte Bombe zu zünden, der Sprengsatz detonierte allerdings nicht. Shahzad wurde fünf Monate nach der Tat von einem New Yorker Gericht zu lebenslanger Haft verurteilt.

Zwei Wochen nach dem Anschlag von Boston reist Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) an diesem Sonntag in die USA, um sich mit Vertretern der US-Sicherheitsbehörden über den Kampf gegen den Terror auszutauschen. In Washington sind bis Dienstag unter anderem Treffen mit US-Heimatschutzministerin Janet Napolitano und Generalstaatsanwalt Eric Holder geplant. Auch ein Zentrum zur Abwehr von Cyber-Angriffen will Friedrich besuchen.