Mutmaßlicher Terrorist in Kairo festgenommen
Kairo (dpa) - Die ägyptische Polizei hat am Flughafen Kairo einen radikalen Islamisten festgenommen, der bisher als Top-Terrorist des Al-Kaida-Netzwerkes galt. Das berichtete ein dpa-Mitarbeiter, der die Ankunft von Mohammed Ibrahim Makawi mit einem Flug aus Dubai beobachtete.
Makawi ist ein ehemaliger Offizier der ägyptischen Armee und wurde international gesucht.
Doch jetzt kommen Zweifel auf, ob Makawi wirklich der Terrorist ist, der bisher unter dem Kampfnamen Seif al-Adl („Schwert der Gerechtigkeit“) bekannt war. Seif al-Adl gilt als Drahtzieher der Terroranschläge auf die US-Botschaften in Nairobi und Daressalam 1998 galt. Nachdem US-Soldaten im Mai vergangenen Jahres Al-Kaida-Anführer Osama bin Laden in Pakistan getötet hatten, hatte es sogar geheißen, Seif al-Adl sei zu einer Art Interimsanführer des Terrornetzwerkes ernannt worden. Später übernahm dann der Ägypter Eiman al-Sawahiri die Führerschaft der Terroristenvereinigung.
Keinen Zweifel gibt es aber daran, dass Makawi ein radikaler Islamist ist, der zumindest früher Beziehungen zu Al-Kaida und dessen im vergangenen Jahr getöteten Anführer Osama bin Laden hatte. Das räumt der 57-Jährige Ägypter, der bei seiner Ankunft ein Gewand im pakistanischen Stil trug, auch ein.
Er sagt den Reportern: „Meine Beziehung zu dem Netzwerk und zu Osama bin Laden endete schon vor etlichen Jahren, weil ich nicht überzeugt war von ihren Ideen und weil ich das Gefühl hatte, dass sie ein von den Amerikanern geschaffenes Gebilde sind. Ich habe nicht an der Planung oder Durchführung irgendwelcher Operationen teilgenommen.“
Makawi war in Ägypten vor mehr als 20 Jahren wegen islamistischer Umtriebe inhaftiert gewesen und später nach Afghanistan geflohen. Nun stellt er sich als Opfer einer Verwechslung dar. Er sagt: „Ich stelle mich jeder Sicherheitsbehörde, die nachweisen kann, dass ich Seif al-Adl bin.“
Er erklärt, bei dem Al-Kaida-Mitglied, das unter diesem Kampfnamen bekannt sei, handele es sich um einen ehemaligen Offizier der ägyptischen Armee namens Mohammed Salah Seidan. Dieser Name ist allerdings nicht auf dem Steckbrief der US-Behörden für Seif al-Adl vermerkt, dafür aber der Name von Mohammed Ibrahim Makawi. Der Rückkehrer Makawi betont jetzt, er habe sich vor seiner Ausreise von Pakistan über Dubai mit der ägyptischen Botschaft in Islamabad in Verbindung gesetzt, die ihm Reisedokumente besorgt habe.
Da seit 1994 gegen Makawi ein Haftbefehl der ägyptischen Justiz wegen der mutmaßlichen Beteiligung an Operationen militanter Gruppen in Ägypten vorliegt, wurde er direkt vom Flughafen zu einem Staatsanwalt der Staatssicherheit gebracht. Aus Sicherheitskreisen in Kairo hieß es jedoch, gegen ihn werde nicht wegen des Verdachts der Beteiligung an Terroranschlägen im Ausland ermittelt.
Am Flughafen Kairo wurde unterdessen bekannt, dass bereits am vergangenen Montag ein weiterer Ägypter mit islamistischer Vergangenheit in die Heimat zurückgekehrt war. Den Angaben zufolge kam auch Mohammed Ahmed Abdul Ati aus Pakistan. Auch er soll via Dubai geflogen sein. Seit dem Sturz des langjährigen Präsidenten Husni Mubarak sind bereits mehrere Islamisten aus dem Exil nach Ägypten heimgekehrt.
Ob Makawi, der jetzt seine Unschuld beteuert, gänzlich mit seiner radikalen Vergangenheit gebrochen hat, ist offen. Als ihn Reporter am Flughafen Kairo fotografieren wollten, lehnte er dies mit den Worten ab: „Fotografieren ist eine Sünde im Islam.“