#Nizza Nach Anschlag von Nizza Rätselraten über Motive
Nizza/Paris (dpa) - Nach dem Anschlag von Nizza mit mindestens 84 Toten suchen die französischen Ermittler nach den Hintergründen der Bluttat. Premierminister Manuel Valls ist überzeugt, dass der Attentäter ein organisierter Islamist war, auch wenn die Ermittlungen dies noch nicht bestätigt hätten.
„Das ist ein Terrorist, der ohne Zweifel auf die eine oder andere Weise mit dem radikalen Islamismus verbunden war“, sagte Valls dem Sender France 2.
Innenminister Bernard Cazeneuve verneinte im Fernsehsender TF1 aber die Frage, ob man bereits Verbindungen des 31-jährigen Tunesiers zum radikalen Islam nachweisen könne. „Wir haben hier ein Individuum, das den Geheimdiensten nicht für Aktivitäten in Verbindung mit dem radikalen Islamismus bekannt war“, sagte Cazeneuve.
Bei dem Täter handelte es sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft um einen Tunesier namens Mohamed Lahouaiej-Bouhlel, der seit vielen Jahren in Nizza lebte und bisher nur als Kleinkrimineller aufgefallen war. Er hatte am Donnerstagabend mit einem gemieteten weißen Lastwagen die Absperrungen auf dem berühmten Strandboulevard Promenade des Anglais durchbrochen, und war in die Menschenmenge gerast, die dort den Nationalfeiertag feierte. Erst nach zwei Kilometern wurde er von der Polizei gestoppt und erschossen.
Unter den Opfern sind mehrere Ausländer. Am Freitagabend wurden auch zwei Schülerinnen und eine Lehrerin der Paula-Fürst-Schule in Berlin-Charlottenburg vermisst, die in Nizza auf Klassenfahrt waren. Im Auswärtigen Amt hieß es am Abend, möglicherweise werde es noch längere Zeit dauern, bis über das Schicksal der vermissten Deutschen Klarheit besteht.
Die französische Nachrichtenagentur AFP meldete, unter den Toten seien auch zwei US-Amerikaner, zwei Schweizer, drei Tunesier, eine Marokkanerin, drei Algerier, eine Russin, eine Armenierin und ein Ukrainer.
Das Attentat löste weltweit Entsetzen aus. Der französische Staatspräsident François Hollande telefonierte am Freitag mit Bundeskanzlerin Angela Merkel, der britischen Premierministerin Theresa May und US-Präsident Barack Obama. Alle drei hätten ihm ihre Unterstützung nach dem schweren Terroranschlag von Nizza mit mindestens 84 Toten ausgesprochen, teilte der Elysée-Palast laut Nachrichtenagentur AFP mit.
Bundespräsident Joachim Gauck warnte bei seinem Staatsbesuch in Uruguay am Freitag davor, angesichts der Terrorbedrohung Freiheitsrechte zu weit einzuschränken. „Wir wünschen uns für Deutschland wache Sicherheitsorgane bei gleichzeitiger Respektierung der liberalen Freiheits- und Bürgerrechte. Bisher ist uns das gelungen“, sagte er. Die britische Königin Elizabeth II. und ihr Mann Prinz Philip sprachen den Familien der Opfer ihr Beileid aus und teilten mit, sie seien „zutiefst erschüttert und traurig.“
Valls bestritt, dass die Sicherheitsbehörden versagt hätten. Die Vorkehrungen für das Feuerwerk zum Nationalfeiertag am 14. Juli seien die gleichen gewesen wie beim Karneval in Nizza und bei der Fußballeuropameisterschaft, als mehrere Spiele in der südfranzösischen Stadt ausgetragen wurden.