Nach tagelangen Kämpfen Waffenruhe im Südkaukasus vereinbart
Eriwan/Baku (dpa) - Nach den schwersten Kämpfen seit Jahren um die Südkaukasusregion Berg-Karabach haben die Konfliktparteien Armenien und Aserbaidschan eine Waffenruhe vereinbart. Die Gefechte wurden eingestellt, wie die Verteidigungsministerien in Eriwan und Baku mitteilten.
Der russische Präsident Wladimir Putin schaltete sich mit Nachdruck in den blutigen Konflikt ein. Zur Vermittlung schickt er Regierungschef Dmitri Medwedew und Außenminister Sergej Lawrow zu Gesprächen in die Ex-Sowjetrepubliken.
Seit dem Ausbruch der Kämpfe am Samstag wurden insgesamt rund 50 Menschen auf beiden Seiten getötet. Es war die heftigste Eskalation in dem Jahrzehnte alten Konflikt seit der Einigung auf einen Waffenstillstand 1994.
Unmittelbar nach Bekanntgabe der Feuerpause habe sich die Lage in Berg-Karabach zunächst beruhigt, hieß es. Dennoch berichteten die örtlichen Behörden von vereinzelten Verstößen.
Nun stehen mehrere diplomatische Initiativen für eine Deeskalation an. Der armenische Präsident Sersch Sargsjan wird an diesem Mittwoch zu Gesprächen mit Kanzlerin Angela Merkel in Berlin erwartet.
Kremlchef Putin äußerte sich in Telefonaten mit Sargsjan und dem aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Aliyev höchst beunruhigt über den neu aufgeflammten Konflikt. Am Donnerstag soll Ministerpräsident Medwedew zunächst in Armenien die Lage sondieren, am Freitag dann in Baku. Außenminister Lawrow reist am Donnerstag ebenfalls nach Baku.
Russland gilt als militärische Schutzmacht Armeniens. Es hat Tausende Soldaten in der Südkaukasusrepublik stationiert. Zugleich hat Russland Aserbaidschan in den vergangenen Jahren Waffen im Wert von mehreren Milliarden Dollar verkauft.
In Berlin nannte Außenminister Frank-Walter Steinmeier die Nachricht von der Feuerpause ermutigend. Nun gehe es um eine Stabilisierung der Lage. Der aserbaidschanische Botschafter in Berlin, Parviz Shahbazov, rief Steinmeier als amtierenden OSZE-Vorsitzenden auf, die Gewalt zu stoppen. Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini betonte, dass niemand ein Interesse an einem großen Konflikt haben könne.
Auch die Vertreter der sogenannten Minsk-Gruppe der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) kündigten Reisen in den Südkaukasus an. Das wurde am Rande einer Krisensitzung des Ständigen Rates der Organisation in Wien bekannt. Die Minsk-Gruppe der OSZE wird geleitet von Russland, den USA und Frankreich.
Die überwiegend von Armeniern besiedelte Region Berg-Karabach hatte sich Anfang der 1990er Jahre in einem Krieg von Aserbaidschan losgesagt. Die Führung in Baku wirft dem Nachbarland Armenien vor, völkerrechtswidrig aserbaidschanisches Gebiet besetzt zu halten.
Der aserbaidschanische Präsidentenberater Berater Ali Gassanow warnte Armenien vor Provokationen. Baku sei in der Lage, Berg-Karabach und andere Gebiete in kürzester Zeit zu erobern. Auch Aserbaidschans enger Verbündeter Türkei warnte Armenien mit Nachdruck vor Angriffen.
Aserbaidschan gab seine bisherigen Verluste mit 16 getöteten Soldaten an. Zudem seien vier aserbaidschanische Zivilisten ums Leben gekommen. Nach Angaben des Militärs in Eriwan starben auf armenischer Seite bisher 29 Soldaten sowie 2 Kinder.