Nach zwölf Jahren Bloomberg: New York wählt neuen Bürgermeister

Bill de Blasio oder Joe Lhota? Die Millionenmetropole sucht am Dienstag einen neuen ersten Mann. Das Rennen scheint aber längst entschieden.

New York. Eine Wahl der zweiten Chance sollte es dann doch nicht werden: Schon in der Vorwahl warfen die New Yorker den wegen eines Sexskandals aus dem Kongress ausgeschiedenen US-Politiker Anthony Weiner aus dem Rennen um das Amt des Bürgermeisters.

Die einzige Frau unter den Kandidaten, die Stadtratsvorsitzende Christine Quinn, musste nach der Vorwahl ebenfalls aufgeben — und so wird auch der 109. Bürgermeister der Millionenmetropole wieder ein Mann sein. Bleibt bei der am Dienstag stattfindenden Wahl nur noch die Frage: Bill de Blasio oder Joe Lhota?

Die international unbekannten Kandidaten sind für New Yorker alte Bekannte: Der Demokrat de Blasio ist Bürgerbeauftragter, der Republikaner Lhota war bis vor kurzem Chef der Transportbehörde.

Das Charisma des derzeitigen Bürgermeisters Michael Bloomberg, der nach zwölfjähriger Amtszeit große Fußstapfen hinterlässt, hat bislang jedoch keiner toppen können.

Trotzdem konnten sie die Vorwahlen ihrer Parteien im September deutlich für sich entscheiden. Inzwischen sieht de Blasio aber bereits wie der klare Sieger der Wahl aus: Nach Umfragen würden 68 Prozent der Wahlberechtigten für den Demokraten stimmen und nur 23 Prozent für seinen Gegenkandidaten Lhota, berichtete die „New York Times“.

Ohnehin sollte ein Kandidat der Demokraten in New York leichtes Spiel haben, dort ordnen sich sechsmal so viele Menschen den Demokraten zu wie den Republikanern. Trotzdem wählten sie zuletzt zwei Republikaner — erst Rudy Giuliani (1994-2001) und dann Bloomberg, der erst 2007 aus der Republikanischen Partei austrat. Aber genau das sei jetzt de Blasios Vorteil, glauben Experten. Die New Yorker wollten wieder einen Bürgermeister, der sich um die Mittelklasse kümmert und die wachsende Armut bekämpft.

De Blasio habe im Wahlkampf zudem eine bessere Verbindung zu den Menschen aufbauen können. Mit seiner charismatischen Frau, der afro-amerikanischen Dichterin Chirlane, und seinen beiden Kindern im Teenageralter, die auf öffentliche Schulen gehen, wirke er auf die multi-ethnische Bevölkerung New Yorks nahbar und sympathisch.

Auch seine Vorschläge kommen gut an: Die Errungenschaften aus Bloombergs Amtszeit, die von vielen positiv beurteilt werden, will er beibehalten — das weitgreifende Rauchverbot, die Wiederbelebung von Parks, Grünflächen und Küstenstreifen und die Verbesserung der öffentlichen Sicherheit. Darüber hinaus will er eine Reichensteuer einführen, für mehr bezahlbaren Wohnraum sorgen und die Standards der Schulen verbessern. Lhotas Themen sind ähnlich, allerdings will er die Steuern so lassen wie sie sind.