Wütende Bretonen bringen Hollande in die Bredouille
Lkw-Maut und Steuererhöhungen sorgen für Empörung.
Paris. Das hat der angeschlagenen Regierung von Präsident François Hollande gerade noch gefehlt: Zornige Bretonen, die Chaos verbreiten und der miesen Stimmung im Land neue Nahrung geben.
Die sozialistische Regierung befürchtet, dass die Unzufriedenheit auf das ganze Land übergreift. Premierminister Jean-Marc Ayrault hat schon im Vorfeld der Massenkundgebung in Quimper für Ruhe und Gesprächsbereitschaft plädiert.
Die roten Mützen der Demonstranten sind zum Symbol des Widerstandes geworden. Schon im 17. Jahrhundert trug man sie, um gegen Steuererhöhungen des Sonnenkönigs Ludwig XIV. zu protestieren. Heute hat das jüngste Durcheinander um die umstrittene Öko-Maut für Lastwagen in der westfranzösischen Region das Fass zum Überlaufen gebracht.
Erst wurde die Steuer beschlossen, doch als die Proteste lauter wurden, hat die Regierung sie auf Eis gelegt. Jetzt soll sie völlig verschwinden, fordern die Demonstranten. Bei einer kürzlichen Umfrage gaben 85 Prozent der Befragten an, dass sie der Regierung des Sozialisten Hollande nicht trauten, die Krise zu meistern.
Der Image-Verlust für Hollande wird immer schlimmer. In Umfragen steckt die Regierung in einem so tiefen Loch, wie keine Regierung seit mehr als 50 Jahren.
Die Franzosen können kein Konzept in der Wirtschaftspolitik erkennen. Sie erleben eine Fülle neuer Steuern, die unverständlich bleiben. Außerdem fehlt es Hollande an Durchsetzungskraft, um beschlossene Steuern auch einzuführen.
Sobald sich Widerstand rege, bläst Hollande zum Rückzug. So war es jetzt bei der Öko-Maut, davor wurde eine beschlossene Steuer auf Spareinlagen zurückgenommen, ähnlich erging es einer neuen Steuer für Unternehmer.
Von dieser desolaten Lage profitiert die Rechtsradikale Nationale Front der Marine Le Pen. Sie hat sich auch schon eine bretonische Protestmütze besorgt und rüstet sich für die Europa- und Regionalwahlen im Frühjahr des nächsten Jahres. Ihre Aussichten seien gut bis sehr gut, heißt es in den Medien.