Neue Rolle für Parteien

Aus deutscher Sicht betrachtet ist die Verfassungsreform in Marokko ein Reförmchen. Der König gibt nur einen Teil seiner Macht ab, er sitzt aber nach wie vor an den entscheidenden Schaltstellen.

Doch die westliche Sichtweise trügt. Die Monarchie ist in Marokko weithin akzeptiert und wurde auch bei den Protesten zu Jahresbeginn nie in Frage gestellt. Im öffentlichen Ansehen schneidet der König besser ab als Politiker. Er gilt als ausgleichendes Element, das über den Dingen steht und für die Gleichberechtigung der unterschiedlichen Volksgruppen sorgt. Eine starke Position des Königs wird daher von vielen gewünscht.

Sollte die Reform beschlossen werden, darf man vor allem darauf gespannt sein, wie die Parteien mit ihrer neuen Rolle umgehen. Die Öffentlichkeit wird sich stärker für ihr Handeln interessieren. Im Idealfall führt dies dazu, dass politisches Engagement in Marokko auch für junge Leute interessanter wird.