Neuer Justizärger für Berlusconi
Rom (dpa) - Sex, Lügen und abgehörte Telefongespräche: Italiens Regierungschefs Silvio Berlusconi droht weiterer Ärger mit der Justiz.
Wie italienische Medien am Dienstag berichteten, entschied das Überprüfungsgericht von Neapel, ein Anfang des Monats wegen mutmaßlicher Erpressung des Regierungschefs festgenommenes Ehepaar wieder auf freien Fuß zu setzen. Der gegen das Paar aus Süditalien erhobene Vorwurf, von Berlusconi über eine halbe Million Euro für Falschaussagen eingestrichen zu haben, wurde umgewandelt in einen gegen Berlusconi selbst gerichteten Verdacht: Anstiftung zur Falschaussage.
Die Richter erklärten die Erklärung Berlusconis, es habe sich bei den an das Pärchen gezahlten Summen nur um „Hilfe an einen Freund in Schwierigkeiten“ gehandelt, für unglaubhaft. „Abgesehen von der unwahrscheinlichen Höhe der Summe, hilft man einem Freund in Schwierigkeiten auf transparente Art und Weise, und nicht so wie Berlusconi es in diesem Fall tat“, heißt es in der Begründung des Gerichts.
Der 34-jährige Unternehmer, der zwischen 2008 und 2009 über 30 junge Frauen für Feten in den Villen des Regierungschefs in Rom und auf Sardinien organisiert haben will, hatte bei den Vernehmungen stets behauptet, Berlusconi habe nichts über die Bezahlung der Frauen gewusst. Nach Ansicht des Gerichts ist dies jedoch falsch. Aus den vorliegenden abgehörten Telefongesprächen gehe klar hervor, dass Berlusconi „wusste, dass es sich um Escort-Mädchen handelte“. Der Premier habe zudem den befreundeten Unternehmer von dem Moment an unterstützt, als dieser ins Visier der Ermittler geriet wegen Drogenhandel, Korruption und Beihilfe zur Prostitution.
Gegen Berlusconi und den ebenfalls in die Affäre verwickelten Chef einer Online-Zeitung, der sich aktuell im Ausland aufhält, soll nun die Staatsanwaltschaft von Bari Ermittlungen aufnehmen.