Neuer Streit zwischen Israel und der Türkei

Istanbul/Tel Aviv (dpa) - Neue Spannungen zwischen Israel und der Türkei: Rund 40 israelische Flugpassagiere sind am Montag nach Angaben des Außenministeriums bei der Ankunft in Istanbul länger festgehalten worden.

Außenamtssprecher Jigal Palmor sagte, die Passagiere seien ohne Angabe von Gründen in einen Seitenraum geführt worden. Dort habe man ihnen die Pässe abgenommen. Erst nach etwa eineinhalb Stunden habe man sie gehen lassen und ihnen die Ausweise zurückgegeben.

„Wir hatten das Gefühl, gezielt gedemütigt zu werden“, sagte die Geschäftsfrau Chajuta Leibovich dem israelischen Rundfunk. Sie reise seit zehn Jahren geschäftlich nach Istanbul. Nach dem traumatischen Vorfall wolle sie sich nun aber nach neuen Geschäftsverbindungen in anderen Ländern umsehen. Leibovich sprach von einem „Punkt ohne Wiederkehr“ in den Beziehungen mit der Türkei. „Ich fühlte mich wie im Ghetto“, beschrieb sie ihre Empfindungen. Sie und die anderen Israelis seien von den restlichen Reisenden abgesondert und in eine Ecke gedrängt worden.

Eine weitere Israelin erzählte, sie sei auf der Durchreise in Istanbul auf sehr unfreundliche Weise befragt und auch gezwungen worden, sich in einem dunklen Raum auszuziehen. Eine türkische Beamtin habe sie auf Türkisch angeschrien. „Sie hat uns immer wieder angefasst“, sagte sie.

Zuvor hatten sich türkische Touristen über die Behandlung bei der Ausreise am Flughafen Tel Aviv beklagt. Bei der Abreise nach einem Besuch in Jerusalem zum Ende des Fastenmonats Ramadan habe die israelische Polizei die Türken lange befragt und mehrfach das Gepäck durchsucht, berichtete die türkische Nachrichtenagentur Anadolu am Montag. „Dann wurden wir untersucht. Wir mussten uns komplett ausziehen. Die Frauen suchten sie in einem speziellen Raum ab. Nur türkische Touristen wurden so feindselig behandelt“, zitierte die Agentur einen Touristen.

Die seit langem schwelende Krise zwischen Israel und seinem ehemaligen Bündnispartner, der Türkei, war Ende vergangener Woche eskaliert. Die Türkei hatte am Freitag den israelischen Botschafter ausgewiesen und ein Militärabkommen mit Israel auf Eis gelegt. Auslöser war ein Untersuchungsbericht der Vereinten Nationen über die blutige Erstürmung eines Schiffes der Hilfsflotte für den Gazastreifen. Dabei hatten israelische Elitesoldaten am 31. Mai 2010 neun pro-palästinensische türkische Aktivisten getötet. Israel sprach von Selbstverteidigung.

Das türkische Außenministerium bestellte am Montag einen Vertreter der israelischen Botschaft in Ankara ein, um die Entscheidung zur Ausweisung des israelischen Botschafters sowie das Einfrieren der militärischen Zusammenarbeit auch offiziell mitzuteilen.

Türkische Medien berichteten, der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan könne bei seinem für 12. September geplanten Besuch in Kairo von Ägypten aus auch einen Abstecher in den Gazastreifen machen. Die Entscheidung über eine solche als Demonstration der Stärke gemeinte Reise sei aber noch nicht gefallen.