Nach Atomtest Nordkorea droht bei neuen Sanktionen mit „Gegenoffensive“

Seoul/Wladiwostok (dpa) - Nach seinem weltweit verurteilten Atomtest hat Nordkorea für den Fall neuer Sanktionen mit Gegenmaßnahmen gedroht. Das Außenministerium in Pjöngjang unterstellte den USA, eine feindselige Politik und dazu eine „hektische Sanktionskampagne“ zu betreiben.

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Russlands Präsident Wladimir Putin warnte bei einem Treffen mit dem südkoreanischen Präsidenten Moon Jae In davor, Nordkorea „in die Ecke zu drängen“ und forderte einen Dialog mit Pjöngjang. Sanktionen hätten den Konflikt nicht gelöst.

„Wir werden auf die verabscheuungswürdigen Sanktionen und den Druck der USA mit unserer eigenen Art der Gegenoffensive antworten“, wurde ein Sprecher des nordkoreanischen Außenministeriums am Dienstagabend von den Staatsmedien zitiert. Welche Art von Maßnahmen ergriffen werden sollen, blieb unklar.

Die USA werfen Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un vor, einen Krieg provozieren zu wollen und dringen im UN-Sicherheitsrat auf „größtmögliche Sanktionen“.

Nordkorea hatte am Sonntag eigenen Angaben zufolge eine Wasserstoffbombe getestet, mit der Interkontinentalraketen (ICBM) bestückt werden sollen. Es war der sechste und bisher größte Atomtest des diplomatisch isolierten Landes seit 2006. Sein Raketen- und Atomprogramm wird weltweit als ernste Gefahr angesehen.

Südkorea und die USA befürchten, dass Nordkorea nach dem Atomversuch, zwei ICBM-Tests im Juli und dem Start einer neuerlichen Mittelstreckenrakete in der vergangenen Woche schon bald neue Raketenversuche unternehmen wird.

Die USA sollten keinen Moment vergessen, dass Nordkorea eine „voll entwickelte Atommacht ist, die im Besitz von ICBM wie auch einer Atom- und Wasserstoffbombe“ sei, sagte der Sprecher in Pjöngjang. Er antwortete dabei auf eine Frage bezüglich neuer Sanktionen. Seit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump habe Nordkorea seine Anstrengungen „verdoppelt, um die staatlichen Atomstreitkräfte zu stärken“.

Die USA sehen Forderungen nach einem Dialog mit Pjöngjang kritisch. Die amerikanische UN-Botschafterin Nikki Haley hatte einen Katalog mit härteren Maßnahmen gegen Nordkorea angekündigt, über den der UN-Sicherheitsrat am kommenden Montag abstimmen solle. Den USA geht es besonders um eine Aussetzung der Öllieferungen nach Nordkorea. Ob China und Russland dabei mitziehen, ist ungewiss. Peking befürchtet einen Kollaps des Nachbarlandes mit unkalkulierbaren Folgen.

Auch Putin äußerte sich beim Treffen mit dem südkoreanischen Präsidenten am Mittwoch in Wladiwostok skeptisch. „Ich bin besorgt, dass ein Abschneiden der Ölversorgung die Menschen in den Krankenhäusern und andere normale Bürger dort schaden kann“, sagte er auf die Bitte Moons, eine neue Resolution im Weltsicherheitsrat zu unterstützen, die auch eine Unterbrechung der Öllieferungen vorsehen solle. Laut Putin belaufen sich russische Ölexporte nach Nordkorea auf jährlich nur 40 000 Tonnen. Den größten Teil des Öls für Nordkorea liefert China.

Putin bekräftigte der Agentur Tass zufolge, dass er den „nuklearen Status Nordkoreas nicht anerkennen werde“. Pjöngjang stelle eine Gefahr für die Sicherheit in der Region dar. „Ohne politische und diplomatische Instrumente wird es sehr schwer, sich in dieser Situation zu bewegen. Um genauer zu sein, ich halte das für unmöglich“, sagte Putin nach dem Gespräch.

UN-Generalsekretär António Guterres appellierte am Dienstag in New York an alle Staaten, dass ein Krieg auf der koreanischen Halbinsel unbedingt verhindert werden müsse. Das Risiko eines Nuklear-Konflikts mit Nordkorea sei derzeit die „gefährlichste Krise“ der Welt.