Nordkorea droht erneut mit „heiligem Krieg“
Seoul (dpa) - Ungeachtet einer Annäherung an die USA im Streit um sein Atomprogramm setzt Nordkorea weiter auf scharfe Töne gegen Südkorea.
Das oberste Truppenkommando des sozialistischen Staates beschuldigte südkoreanische Soldaten am Freitag, Nordkoreas Führung durch sichtbar ausgestellte Parolen in Kasernen beleidigt zu haben. Das Kommando werde „ohne Unterschied einen heiligen Krieg der eigenen Art führen, um die Gruppe der Verräter auszulöschen“, hieß es in einem Bericht der staatlichen Medien. Mit „Verrätergruppe“ bezeichnet Nordkorea üblicherweise die südkoreanische Regierung.
Die Drohung sei es nicht wert, beantwortet zu werden, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Seoul. Südkorea habe gegen keine der Beleidigungen durch Nordkorea protestiert.
Südkoreanische Medien hatten berichtet, dass Soldaten in einer Militäreinheit in der westlichen Küstenstadt Inchon zwei Fotos des früheren nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Il sowie seines Sohnes und Nachfolgers Kim Jong Un an eine Gebäudewand gehängt hätten. Auf die Fotos hätten sie geschrieben: „Lasst uns Kim Jong Un töten.“
Nordkorea hatte im vergangenen Jahr ähnliche Drohungen gegen Südkorea ausgesprochen. Damals war bekanntgeworden, dass südkoreanische Soldaten bei Schießübungen auf Fotos von Kim Jong Il schießen. Diese Praxis wurde später eingestellt.
Am vergangenen Wochenende hatte Nordkorea ebenfalls mit einem „heiligen Krieg“ gedroht. Grund dafür war der Beginn zweier jährlicher Manöver der US-Streitkräfte mit Südkorea. Die koreanische Halbinsel befindet sich völkerrechtlich noch im Kriegszustand, da seit dem Korea-Krieg (1950-53) noch immer kein Friedensvertrag geschlossen worden ist.
Die jüngsten Zugeständnisse Nordkoreas im Atomstreit hatten erneut Hoffnung auf die Wiederaufnahme von Mehrparteiengesprächen über ein Ende des nordkoreanischen Atomprogramms sowie eine Entspannung in der Region aufkommen lassen. Nordkorea hatte wenige Tage nach bilateralen Verhandlungen mit den USA am Mittwoch erklärt, unter anderem die Urananreicherung im Atomzentrum Yongbyon sowie Atomtests aussetzen zu wollen. Im Gegenzug erhält das Land Nahrungsmittelhilfe aus den USA.
Diese Vereinbarungen waren am Freitag auch Thema bei einem Treffen des südkoreanischen Außenministers Kim Sung Hwan mit seinem chinesischen Amtskollegen Yang Jiechi in Seoul. Beide hätten sich auf eine enge Zusammenarbeit verständigt, damit Nordkorea konkrete Maßnahmen zur Erfüllung seiner Zusagen ergreife, zitierte die nationale Nachrichtenagentur Yonhap einen Regierungsbeamten.